Ben Bachmair: Medienwissen für Pädagogen

hinzugefügt: 4-06-2009
Medienbildung in riskanten Erlebniswelten. VS Verlag für Sozialwissenschaften 2009. 375 Seiten. EUR 24,90.

ISBN 978-3-531-16305-5

Das Web 2.0 und das Handy sind Medien, die bei den Kindern und Jugendlichen einen hohen Stellenwert haben. Der Gebrauch dieser Medien erfordert Medienkompetenzen, die in den Generationen zuvor nicht vorhanden waren. Wenn diese Kompetenzen aber sogar von bildungsfernen Jugendlichen erworben werden können, ist es evtl. auch möglich dieses Wissen und diese Kompetenzen für Bildungsfragen in Schulen zu nutzen? Das ist eine der Fragen, mit der sich Ben Bachmair im vorliegendem Band beschäftigt.

Zu Beginn des Bands analysiert Bachmair die Lebenswelten der Jugend und schildert die Rolle der Medien in diesem Kontext. Der soziologische Blick auf das aktuelle Geschehen wird mit philosophischen Ansätzen erweitert und ist stellenweise recht schwer zugänglich.

Akribisch werden selbst profane Phänomene wie Klingeltöne durchleuchtet und es stellt sich z.B. heraus, dass die Sprache in Form von diskontinuierlichen Texten bei der Klingeltonwerbung von vielen Jugendlichen nicht verstanden werden. Leider enthalten diese Textpassagen i.d.R. die Kostennoten. Sehr interessant sind auch die Analysen von Myspace Profilen (Soziales Netzwerk) und Youtube Beiträgen von Jugendlichen. Allerdings sei in diesem Zusammenhang auch ergänzt, dass der Gebrauch von Schlagworten, wie Porno, Paris Hilton u.s.w. nicht nur ein Abbild der sexualisierten Sprache oder von Provokation der Jugend ist, sondern auch einen technischen Hintergrund haben. Diese Begriffe werden häufig gesucht und Ziel der Jugendlichen ist es „bekannt“ in dem Medien zu sein, um wiederum so Anerkennung bei den realen Freunden zu erhalten. Mit diesen Schlagworten wird der Beitrag des besagten Jugendlichen einfach häufiger aufgerufen.

Wer ein Buch erwartet, in dem die aktuellen Medien benannt und der Gebrauch durch die Jugend lediglich kommentiert werden, wird erst etwas überfordert sein mit der sehr ausführlichen und soziologischen Sichtweise auf die Medien. Neben der Theorie findet Bachmair ganz einfache Beispiele, die wirklich aus dem Leben gegriffen sind, die Ansätze aufzeigen, wie die Medien Sinn bringend auch in der Schule genutzt werden können, ja sogar sollten, da es die Medien sind die von der Jugend beherrscht werden.

Eine ergiebige und erkenntnisreiche Lektüre, die besonders für Menschen geeignet ist, die mit Jugendlichen arbeiten oder diese unterrichten.

Rezension von Jörg Warras