Migge, Björn: Handbuch Business-Coaching

hinzugefügt: 5-06-2011
Verlag: Beltz, Weinheim 2011. S. 311
ISBN: 9783407364630

Übersichtlich geordnetes Instrumentarium für Coaching Prozesse

Schon der erste Blick verrät, dass Björn Migge in seinem Buch äußerst systematisch und prozessorientiert ordnet und vorgeht.

Im ersten Teil findet sich zunächst die Orientierung zum Thema, die zum einen formal das Thema definiert und abgrenzt, die Entwicklungsgeschichte aufzeigt, aber auch inhaltliche Normierungen angeht, indem sowohl die „Ethik des Coaching“, zudem aber auch Parameter eines erfolgreichen Coachs benannt werden (gerade dies ist eine wichtige und leider oft selten angeführte Betrachtung).

Die Prozessgestaltung als solche ist Mittelpunkt des zweiten Teils des Buches, Schritt für Schritt vollzieht Migge den Prozess eines Coachings nach, von der grundlegenden Klärung des sinnvoll anzuwendenden Rahmens, vom Kontakt zwischen Berater und Klient über die Vertragsgestaltung, wiederum eher zunächst die formale Ebene, gefolgt dann von der eher inneren Betrachtung des Prozesses. Ausgehend von der konkreten Zielbildung über die inhaltliche Ebene des Prozesses bis hin zum Abschluss durch Evaluation.

Sinnvollerweise beschäftigt sich der dritte, nun überwiegend praktisch ausgelegte, Teil seiner Einlassung mit dem, was der Coachingprozess im Vollzug braucht. Interventionsmöglichkeiten und Methoden stehen hier an erster Stelle.
Gut löst sich Migge von Engführungen durch konkrete Beratungsansätze und weitet den Blick, indem er die verschiedenen, gängigen Verfahren vorstellt, ihre praktischen Anwendungsmöglichkeiten benennt und somit eine breite Auswahl von Methoden zur Verfügung stellt, die aus verschiedenen „Schulen“ der Beratung entstanden sind. Lösungsorientierte Verfahren stehen hier ebenso im Raum wie kognitiv-emotionale, imaginative und intuitive, handlungsorientierte und systemische.

Der abschließende Teil des Buches vermeidet es nicht, auch auf „schwankenden“ Boden zu treten. Begriffe wie „Werte“, „Glück“, „Charisma und Würde“ und dergleichen mehr sind höchst individuell und subjektiv gefüllte Lebensbereiche. Diese dennoch unter der Überschrift „Selbst- und Mitarbeiterführung“ in sehr wertschätzender und dennoch sachlich-präziser Weise zum Gegenstand der Betrachtungen zu machen, ist ein wichtiger Teil des Beratungsprozesses und der Haltung des jeweiligen Beraters. Begriffe, die zudem nicht im Abstrakten verharren, sondern von Migge im Verlauf seiner Einlassungen immer auch zur praktischen Umsetzung im Beratungsablauf

Das „Mitarbeiterführung bei der Selbstführung“ beginnt, ist sicherlich allgemein unbestritten und weithin kognitiv bekannt, das aber zur Selbstführung auch ein „Wissen um sich selbst“ gehört. Achtsam nimmt Migge hier beispielsweise Aspekte der positiven Psychologie auf und beschreibt eindruckvoll anhand eines praktischen Beispiels, wie wesentlich eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbstbild, aber auch den an sich selbst gestellten Normen und Wertmaßstäben für die persönliche Entwicklung ist. Gerade auch für Berater im ist dieses „ressourcenorientierte“ Arbeitsweise von hohem Nutzen.

„Selbstreflektion“ ist zudem eines der entscheidenden Stichwörter in der Beschreibung des Buches. Ebenso sachlich und klar, wie die Ordnung des Buches sich darstellt, finden sich die Einlassungen Migges im Buch wieder. Anhand immer wieder eingestreuter, kurzer Beispiele aus der Praxis und im Gesamten in kurzer, knapper, präziser und eingängiger Form bietet Migge vielfache Anhaltspunkte für die eigene Praxis, die jeweils eine eigene Reflektion anregen, aber auch benötigen.

Klar, präzise, verständlich, zudem sinnvoll in sich strukturiert und mit hohem Praxiswert legt Björn Migge aus seiner eigenen, breiten Erfahrung als Ausbilder und Berater mit dem Buch eine profunde Hilfestellung für den kompletten Beratungsprozess im Businessbereich vor, der zur eigenen Reflektion maßgeblich anregt und umgehend praktisch verwertbar ist. Die theoretische Grundlegung kommt je nicht zu kurz, dient aber in allen Bereichen dem praktischen Hauptanliegen des Buches.

Rezensent: Michael Lehmann-Pape