Coaching, Beratung und Gehirn: Neurobiologische Grundlagen wirksamer Veränderungskonzepte

hinzugefügt: 20-02-2017
2. Druckaufl. 2016, 383 Seiten, broschiert
ISBN: 978-3-608-94944-5

Gleich im ersten Kapitel wird auf unterschiedliche Ziele, Anlässe, Ansätze und Formen des Coachings eingegangen. Im darauffolgenden Kapitel geht es um die Unterscheidung von Coaching und Psychotherapie. Die dort abgebildete Tabelle, die die beiden Formate gegenüberstellt, ist für eine Differenzierung sehr hilfreich. Das dritte Kapitel widmet sich der Funktionsweise unseres Gehirns, welches an einigen Stellen sehr wissenschaftlich beschrieben wird. In wie weit dieses detaillierte Wissen für die Arbeit als Berater notwendig ist, möchte ich an dieser Stelle in Frage stellen. Diese Ausführungen sind zwar interessant zu wissen, aus meiner Sicht als Beraterin jedoch zu detailliert dargestellt. Das mögliche Potential, das dieses Wissen aus Autorensicht für den Leser haben kann, wird leider nicht ausgeschöpft und bleibt somit für den Anwender ungenutzt. Im vierten Kapitel geht es um die Persönlichkeit, um Persönlichkeitsmodelle, der Entwicklung des Selbst und des Ichs sowie um psychische Störungen. Hier erhält der Leser hilfreiche Informationen und einen kurzen Überblick über ICD-10 klassifizierten psychischen Krankheitsbilder. Das nächste Kapitel definiert das Lernen, erklärt unser Gedächtnis und gibt eine genaue Vorgangsbeschreibung. Doch leider fehlt auch hier wieder der konkrete Anwendungsbezug für die beraterische Tätigkeit. Über unsere verschiedenen Bewusstseinszustände erfährt der Leser etwas im Kapitel sechs: Was ist Bewusstsein? Was ist das Unbewusste? Was ist Intuition? Wozu dient das Bewusstsein? Auf all die Fragen gibt es hier eine Antwort. Besonders interessant und hilfreich für die Praxis sind das siebte und achte Kapitel, in denen es um Motivation, Veränderbarkeit und Bindungsverstehen geht. Das neunte Kapitel über Freuds Psychoanalyse stellt aufgrund der Erklärung von Übertragung, Gegenübertragung, Widerstand und Deutung ein elementares Wissen für jeden Berater dar. Gefolgt vom Kapitel über Milton H. Ericksons Hypno- und Psychotherapie, das über den Ansatz, die Trancephänomene, die Grundannahmen und Arbeitsweise näher informiert. Die Wirksamkeit von Coaching und Beratung wir im elften Kapitel genauer beleuchtet. Das Buch schließt mit einer Zusammenfassung ab.
Die Grundaussagen des Buches sind, dass die Beziehung zwischen Berater und Klient elementar wichtig ist und dass einige Wirksamkeitsmodelle neurowissenschaftliche Mängel aufweisen. Die leserfreundliche Schreibweise ermöglicht es, dem Inhalt gut zu folgen. Abbildungen und Grafiken unterstützen zusätzlich die Informationsaufnahme. Das Buch bietet insbesondere eine gute Grundlage für diejenigen, die sich über neurowissenschaftliche Modelle informieren wollen und ihre eigene Tätigkeit als Coach/Berater vom therapeutischen Arbeiten abgrenzen möchten, ohne die vielen Gemeinsamkeiten außer Acht zu lassen.

Fazit: Gutes Grundlagenwissen für Coaches und Berater.

Erschienen im Klett-Cotta Verlag.

Rezension von Andrea Schlösser (Trainerin, Coach, Mediatorin und Supervisorin)
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