Wolf Rainer Wendt: Soziales Wissensmanagement (Edition SocialManagement, Bd. 12)

hinzugefügt: 2-01-2004
Erscheinungsjahr: 1998, 1.Auflage132 Seiten, Preis: EUR 22,00

ISBN 3-7890-5468-2

Wolf Rainer Wendt besticht auch in der vorliegenden Publikation wieder durch die Wahl eines neuartigen und zukunftsträchtigen Themas für die Soziale Arbeit. Neben wenigen Fachartikeln geht diese Monographie explizit auf das Wissensmanagement in der sozialen Praxis ein; darüber hinaus stammt sie aus dem Jahre 1998, einem wahrhaft frühen Zeitpunkt für diesen Gegenstand (die häufige Zitierung englischer Quellen zeigt dies sehr deutlich); umso mehr verwundert es, dass bis dato keine deutliche Reflexion der Disziplin gefolgt ist.

Der Titel des sozialen Wissensmanagement deklariert weiterhin, das diese sozial akzentuierte Steuerung des Wissenseinsatzes auch im „offenen Raum der Gesellschaft“ zweckmäßig ist, denn „um des sozialen Lebens willen, zur Bewältigung von Problemen in ihm und zu seiner Förderung, muß Wissen gewonnen und verteilt werden.“ (S. 8)

Wendt teilt seine Arbeit in 7 Kapitel auf: Nach einer ersten Einführung widmet er sich dem Punkt Wandel und der Bewirtschaftung von Wissen, in dem neben diversen Begriffsbestimmungen (von Wissensarten, Handlungsansätzen des WM etc.) ebenfalls der Übergang zur Wissensgesellschaft herausgestellt wird. Anhand der Fragen „Tun wir die Dinge richtig?“ und „Tun wir die richtigen Dinge?“ werden somit zwei Grundprinzipien eines sozialen Wissensmanagement dargelegt. Wendts vorgenommene Abgrenzung zum Informationsmanagement (S. 14) ist zwar nicht immer trennscharf zu lösen, bietet sich zur wissenschaftlichen Analyse jedoch an.
Im 3. Kapitel Lebensführung und Wissensmanagement wird das Thema in seinen Grenzen und Möglichkeiten auf individueller Ebene behandelt; nachfolgend wird das Wissensmanagement-Konzept auf das Wissenschaftssystem sozialer Arbeit bzw. die Sozialarbeitswissenschaft (Kap. 4), die sozialen Institutionen (Kap. 5) und zuletzt über das Bildungssystem (Kap.6: hier insb. Aus- und Weiterbildung) auf die lernende Gesamtgesellschaft (Kap. 7) übertragen und reflektiert.

Leider ist die etwas konfuse Gliederung und fehlende Strukturierung des Buches für das (Quer)Lesen etwas hinderlich; überdies wird die zweite Eingangsfrage „Tun wir die richtigen Dinge?“ im Laufe der Arbeit m.E. nur unzureichend bearbeitet; im Vordergrund steht die wirtschaftliche Implementierung bzw. Projizierung des Konzeptes auf die soziale Arbeit.
Wenngleich solch ein neuartige, systematische Abhandlung immer wieder die Gefahr birgt, Gesichtspunkte außer Acht zu lassen, schafft es Wendt einen eigenen, in sich schlüssigen Zugang zum Wissensmanagement zu entwickeln, der jedoch unter heutigem Blickwinkel sicherlich nochmals überarbeitet werden müsste.

Das Buch bietet sich also für Leser, die sich mit der Materie vertieft beschäftigen wollen, weiterhin an (nicht nur wegen seiner fehlenden Alternativen); Einsteiger können sich jedoch vorerst mit dem Vortrag von Rudolf Schweikert „Wissensmanagement in der sozialen Praxis“ unter http://personal.sozwes.htwk-leipzig.de/rs2/dateien/WIM4.pdf begnügen.

Ferner weist das Konzept des Wissensmanagement interessante Aspekte für eine Theorie sowie die Professionalisierung der sozialen Arbeit auf. Es wird also Zeit, dass das Thema nicht nur im Rahmen einer Sozialinformatik und des Sozialmanagements, sondern auch in Disziplin und Profession der Sozialen Arbeit adäquat diskutiert wird.

Erschienen in der Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden

Rezension von Thomas Ley