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Jugendliche Sucht riskiert lebenslange Folgen
hinzugefügt am 25-04-2012

In der LVR-Klinik Viersen tagen Experten zum Thema Suchterkrankungen im Kindes- und Jugendalter / Geschätzte fünf Millionen Heranwachsende gelten in Deutschland als suchtgefährdet / Weitreichende körperliche und psychische Störungen möglich


Köln. / Viersen. 25. April 2012. Zahlreiche Expertinnen und Experten aus Deutschland diskutierten heute in der LVR-Klinik Viersen über das Thema "Suchterkrankungen im Kindes- und Jugendalter". Dr. Freia Hahn, Chefärztin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der LVR-Klinik Viersen und gleichzeitig Leiterin der Suchtabteilung für Jugendliche, hatte die Fachtagung initiiert: "Die Zahl der jungen Menschen, die in Deutschland gefährdet sind, eine Abhängigkeitserkrankung zu entwickeln, ist hoch", beschreibt die Medizinerin den Hintergrund des fachlichen Austausches. "Eine Suchterkrankung tritt bei Kindern und Jugendlichen in einer sensiblen und wichtigen Reifungs- und Entwicklungsphase auf und ist daher für sie besonders gefährlich", so Dr. Hahn weiter. Die Fachwelt schätzt die Zahl suchtgefährdeter junger Menschen in Deutschland auf fünf Millionen, dennoch warnt die Leiterin der Suchtabteilung vor zu großer Panikmache. "Suchtgefährdet heißt, dass es bei dieser Risikogruppe häufiger Faktoren gibt, die die Entwicklung einer Suchterkrankung begünstigen können. Das können kritische Lebensbedingungen, traumatische Erfahrungen, genetische Veranlagungen und vor allem andere, schon bestehende psychische Erkrankungen sein", erklärte die Kinder- und Jugendpsychiaterin am Rande der Veranstaltung.



Die Referate, aber auch der Austausch auf der Fachtagung, machten deutlich, dass die Facetten der Sucht im Jugendalter vielseitig sind. Nach wie vor sind Cannabis und Alkohol die häufigsten Substanzen, die zu einer Abhängigkeit junger Menschen führen. Insbesondere bei der Alkoholsucht sehen die Fachleute eine Veränderung des Konsums: Steigende Zahlen von Alkoholvergiftungen werden auf das sogenannte "Rausch- oder Komasaufen" zurückgeführt. Relativ neu auf der Liste der Suchtmittel stehen - als ein Zeichen des gesellschaftlichen Wandels - Internet und Computer. Die Gruppe der Jugendlichen, die sich beim täglichen, stundenlangen Surfen oder Computerspielen in virtuellen Welten verlieren, wird größer. Die Folgen für deren Gesundheit und die Gesellschaft ebenso. Zunehmend wenden sich Jugendliche oder deren Eltern bzw. Lehrer an die Klinik. Die Experten sprechen bei der Internetabhängigkeit von einer Verhaltensstörung, ähnlich der Glücksspielsucht.

Die Folgen der Suchterkrankungen im Kindes- und Jugendalter sind abhängig von der Lebenssituation der Einzelnen und fallen daher individuell sehr unterschiedlich in Schwere, Form und Dauer aus. Eine Gemeinsamkeit haben jedoch alle Formen der Abhängigkeit: Mehr als im Erwachsenenalter birgt die Suchterkrankung bei Kindern und Jugendlichen das Risiko, in späteren Jahren erneut psychisch zu erkranken. "Die frühe Entwicklung einer Suchterkrankung gefährdet nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern immer auch die psychische Gesundheit. Sie wirkt sich negativ auf die psychosoziale Anpassung der jungen Menschen aus. Darüber hinaus sind diese bis ins Erwachsenenalter gefährdet, weitere psychische Störungen zu entwickeln", beschreibt Dr. Hahn die akuten und langfristigen Folgen einer früh einsetzenden Abhängigkeit.
Hilfe finden die Heranwachsenden und Ihre Familien in der Region in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der LVR-Klinik Viersen. Suchterkrankungen werden hier ebenso behandelt wie das gesamte Spektrum anderer psychischer Störungen. Therapieform und -dauer orientieren sich dabei am individuellen Bedürfnis der jungen Patientinnen und Patienten und der Schwere ihrer Erkrankung. Die Prognose für eine dauerhafte Heilung hängt dabei von verschiedenen Faktoren ab. Generell gilt jedoch, dass die Heilungschancen umso höher sind, je früher mit einer Behandlung begonnen wird und je stabiler das soziale Netz ist.

Die Fachtagung verdeutlichte, dass die steigenden Zahlen junger, abhängiger Menschen Präventionsmaßnahmen, ausreichende Therapieangebote und eine gute Zusammenarbeit und Vernetzung der verschiedenen Helfersysteme notwendig machen. Die rege Teilnahme zeigte, dass die Fachwelt sich dieser Notwendigkeit bewusst ist, und therapeutische und präventive Angebote verbessert, weiterentwickelt und bereitstellt.

Ihre Ansprechpartnerin für redaktionelle Rückfragen:
Hannah Lohmann
LVR-Fachbereich Kommunikation
Tel: 0221 - 809 7084
Email: hannah.lohmann@lvr.de

Fotos zu dieser Mitteilung finden Sie hier:

Eine Gruppe von Menschen besuchte eine Tagung https://wcm.lvr.de/lvrressourcen/Presse/03/8472FachtagungSuchterkrankung_1K.jpg