Zurück : Infocenter : Nachricht
Ohne Wenn und Aber: Professionelle Betreuung anerkennen!
hinzugefügt am 28-04-2017
Der BdB-Vorsitzende Thorsten Becker fordert auf der Jahrestagung in Radebeul eine angemessene Ausstattung der professionellen Betreuung.

Radebeul, 28. April 2017 – „Jetzt ist die Politik am Zug. Eine qualitätsvolle Betreuung ist nicht eine Frage des Geldes, sondern vor allem der Bewertung. Was ist es uns als Gesellschaft wert, Menschen, die ihre eigenen Angelegenheiten nicht mehr selbst regeln können, ein Leben in Würde und Selbstbestimmtheit zu ermöglichen?“ Dies sagte der Vorsitzende des Bundesverbands der Berufsbetreuer/innen e.V. Thorsten Becker auf der Jahrestagung in Radebeul. Und weiter: „Die Zahlen liegen auf dem Tisch, die BMJV-Studie hat klar nachgewiesen, dass Betreuung nicht angemessen ausgestattet ist. Nun muss die Politik handeln: Wir fordern, dass Betreuung als fachliche Tätigkeit definiert und bezahlt wird. Wir fordern realistische Zeitbudgets für die Einzelfallarbeit. Wir fordern eine sachgerechte Berufsausbildung und -zulassung, professionelle Qualitätsstandards sowie ein differenziertes Berufsrecht und eine qualifizierte Berufsaufsicht.“

In seinem Grußwort an die Delegierten sagte Bundesjustizminister Heiko Maas, dass er eine grundlegende Reform des Betreuungswesens in der kommenden Legislaturperiode für notwendig halte. „In einem Punkt muss vor der Bundestagswahl gehandelt werden: Wir brauchen eine Erhöhung der Stundensätze um 15 Prozent.“, so der Justizminister. Die Gesetzesinitiative wurde von der Bundesregierung bereits auf den Weg gebracht. Sie soll noch vor dem Sommer im Bundestag verabschiedet werden. Das Gesetz benötigt jedoch die Zustimmung des Bundesrates. Derzeit lehnen die Bundesländer jedoch eine Erhöhung der Betreuervergütung ab.

Der zweite Vizepräsident des Sächsischen Landtages Horst Wehner (DIE LINKE) würdigte in seinem Grußwort die Arbeit der Berufsbetreuer/innen als wertvollen Beitrag für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Die Forderungen des BdB hält er für gerechtfertigt: „Es genügt nicht, dass Politik und Gesellschaft das Leistungsvermögen Ihres Berufsverbands als tragende Säule des Betreuungssystems nur wahrnehmen und feststellen. Politik und Gesellschaft sind gefordert, für Ihre Arbeit die erforderlichen Rahmenbedingungen zu schaffen. Und das nicht nur mit Sonntagsreden, sondern mit wirkungsvollen Taten und der Leistung konkreter Beiträge dafür, dass Sie auch weiterhin mit Ihrer Arbeit Erfolge erzielen können, die letztendlich unserem Gemeinwesen und seinem solidarischen Zusammenhalt insgesamt zu Gute kommen.“

Was immer im Mittelpunkt bleiben müsse, so Wehner, sei die Wahrung des Selbstbestimmungsrechts der Betroffenen. Jeder könne durch einen Unfall oder eine Krankheit von einem Tag auf den anderen in die Situation geraten, bei der Regelung seiner ganz alltäglichen Geschäfte und Rechtsangelegenheiten auf rechtliche Betreuung angewiesen zu sein.