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Michael Opielka: Was spricht gegen die Idee eines aktivierenden Sozialstaats?
hinzugefügt: 2-05-2005
Zur Neubestimmung von Sozialpädagogik und Sozialpolitik

"In den 1990er Jahren wurde die Metapher der »Aktivierung« zu einem zentralen Leitbild der Transformation der westlichen Wohlfahrtsstaaten. Aus Sicht der Sozialen Arbeit, vor allem aus Sicht der Sozialpädagogik erlaubt dies womöglich Hoffnungen auf ein – neues?1 – »sozialpädagogisches Jahrhundert«. Der Sozialstaat würde zum Sozialpädagogikstaat. Um die Utopie dahinter zu entdecken, lohnt sich genauere Untersuchung. »Aktivierung« steht als Differenzbegriff zu »Passivierung«. Gegen »Aktivierung« kann man deshalb kaum sein, allenfalls könnte man eine Zwischenposition einnehmen: der Staat soll die Leute in Ruhe lassen, weder aktivieren noch passivieren. Das wäre natürlich für Sozialpädagogen kaum eine hinnehmbare Position, weil sie dann staatlicherseits nicht gebraucht würden. So empfiehlt sich – mit Goethes »Das Was bedenke, mehr bedenke Wie« (Faust II, 2. Akt) – eine Untersuchung dessen, was mit »Aktivierung« genauer gemeint ist. Es empfiehlt sich freilich noch ein zweiter Begriffsblick: Wer aktiviert eigentlich wen? Der Staat die Bürger – aber welche Akteure im staatlichen Institutionengefüge sind entscheidend? Wer beeinflusst diese Akteure? Wie funktionieren die Handlungsketten?" (Vorwort)

Erstveröffentlichung in "Neue Praxis(6/2003)"