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Sozialbericht Berlin und Brandenburg
hinzugefügt am 16-01-2012
Diakonie warnt vor weiter steigendendem Armutsrisiko

Der regionale Sozialbericht für Berlin und Brandenburg des Amts für Statistik für 2011 macht es wieder deutlich, dass Berlin und Brandenburg im bundesweiten Vergleich zu den Ländern mit den höchsten Armutsgefährdungsquoten zählen.

Gegenüber Männern haben Frauen in allen Altersgruppen ein erhöhtes Armutsrisiko und die Armutsgefährdungsquote von Kindern ist im Bundesvergleich überdurchschnittlich hoch.

Diakoniedirektorin Susanne Kahl-Passoth fordert im Ergebnis des Berichtes: „Die jeweilige Landespolitik muss in besonderem Maße langfristige Lösungen, die auch über die nächsten Legislaturperioden hinaus gehen, entwickeln. Brandenburg muss die Verschärfung von Armut in den Focus nehmen und Berlin für ein solidarisches Gemeinwesen bezirksübergreifende Maßnahmen ergreifen, um diesen Entwicklungen gegensteuern zu können."

Insbesondere darf das Thema Altersarmut trotz der derzeit scheinbar geringen Armutsgefährdungsquoten älterer Menschen nicht aus dem Blick genommen werden. Die heutige ältere Generation war lange Jahre erwerbstätig und bezieht hohe Regelaltersrenten durch die verhältnismäßig hohen Löhne und langen Rentenanwartschaften. Anders dagegen erwarten wir bei den zukünftigen älteren Generationen eine zunehmend steigende Armutsgefährdungsquote.

Begründet ist das vor allem durch die in den letzten Jahren zunehmend zugespitzte Situation auf dem Arbeitsmarkt und das aktuelle Lohngefüge. Insbesondere Frauen sind immer häufiger im Niedriglohnsektor beschäftigt. Das wirkt sich unmittelbar auf die spätere Rente aus. Die geringen Einkünfte machen es zudem unmöglich eine zusätzliche private Altersvorsorge zu treffen, um die zu erwartende Versorgungslücke zu schließen. Im Ergebnis werden die betroffenen Frauen im Alter zunehmend auf ergänzende Grundsicherungsleistungen angewiesen sein. Bereits jetzt hat sich das Armutsrisiko niedrig qualifizierter Frauen innerhalb der letzten 5 Jahre dramatisch von 27 Prozent (2005) auf 44 Prozent (2010) erhöht.

Aber auch die Langzeitarbeitslosen gehören in die Gruppe mit der höchsten Armutsgefährdung. Während in Berlin bereits jetzt knapp die Hälfte (47 Prozent) aller Langzeiterwerbslosen unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle leben, sind in Brandenburg sogar zwei Drittel (67 Prozent) aller Langzeitarbeitslosen von Armut gefährdet. Auch diese Gruppe wird im Alter mit einer enormen Versorgungslücke auf die Leistungen der Grundsicherung angewiesen sein.

Das überproportionale Armutsrisiko betrifft nach wie vor mit konstanten 26 Prozent die Berliner und Berlinerinnen mit Migrationshintergrund. Das macht deutlich, dass ein vorhandener Migrationshintergrund das sicherste „Ticket in die Armut“ darstellt. Und das insbesondere in Berlin als einer Stadt, die stolz auf ihre Zuwanderungsgeschichte und ihre interkulturelle Vielfalt ist.

Insgesamt wurde im Bezirksvergleich der Berliner Bezirke das starke Gefälle bzw. die soziale Spreizung der Bezirke im Hinblick auf Einkommen und Armut deutlich. Dagegen ist in Brandenburg insbesondere die Entwicklung der Zahlen strenger Armut besorgniserregend.


Kontakt: Ina Zimmermann
Referentin für Armutsbekämpfung, Wohnungslosenhilfe und Soziale Dienste
Telefon: +49 (0)30/ 82097-190
E-Mail : zimmermann.i@dwbo.de