Zurück : Infocenter : Nachricht
Statement Missbrauchsbeauftragter zur Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2017
hinzugefügt am 08-05-2018
Rörig: „Cybergrooming, sexueller Missbrauch und das Filmen dieser entsetzlichen Taten sind fĂŒr tausende Kinder grausame RealitĂ€t!“

Berlin, 08.05.2018. AnlĂ€sslich der heutigen Bekanntgabe der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2017 durch Bundesinnenminister Horst Seehofer fordert der UnabhĂ€ngige Beauftragte fĂŒr Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), Johannes-Wilhelm Rörig, die Bundesregierung auf, sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche konsequent zu bekĂ€mpfen und fĂŒr einen zeitgemĂ€ĂŸen Kinder- und Jugendschutz im Netz einzutreten:

„Der Freiburger Fall des 9-jĂ€hrigen Jungen, der jahrelang von seiner Mutter und ihrem Partner missbraucht und auch anderen TĂ€tern im Internet angeboten wurde, ist leider kein Einzelfall. Immer öfter werden Missbrauchstaten gefilmt und im Darknet verbreitet und getauscht. Besonders erschreckend sind der Anstieg hĂ€rtester, auch sadistischer Gewaltszenen, sowie die zunehmende Zahl von Missbrauchsabbildungen von Kleinkindern und Babys. Der enorme Anstieg in Deutschland bei sog. Kinderpornografie um 14,5 % und bei sog. Jugendpornografie um 24 % zeigt das erschĂŒtternde Ausmaß. Bei sexuellem Kindesmissbrauch sind die Fallzahlen mit 11.500 Straftaten fĂŒr das Jahr 2017 im Vergleich zu den Vorjahren (rund 12.000 FĂ€lle in 2016, rund 11.000 FĂ€lle in 2015) weitgehend unverĂ€ndert geblieben. Das Dunkelfeld ist um ein Vielfaches grĂ¶ĂŸer. Wir mĂŒssen deshalb davon ausgehen, dass sich der Missbrauch tausender Kinder unerkannt fortsetzt. Auch die Gefahren sexueller Gewalt mittels digitaler Medien steigen. Rund 95 % aller MĂ€dchen und Jungen ab 12 Jahre haben ein internetfĂ€higes Smartphone. In Spielen und Chats agieren und kommunizieren sie unkontrolliert im Netz. Sie werden dort zunehmend mit Sexting-Bildern bloßgestellt und erpresst, sind Cybergrooming ausgesetzt oder werden ungewollt mit Pornografie konfrontiert. Aktuelle Studien bestĂ€tigen diese Entwicklung. Es wĂ€re skandalös, wenn die Bundesregierung jetzt nicht endlich alle gesetzlichen, personellen und finanziellen Möglichkeiten ergreift, um sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche besser zu bekĂ€mpfen und die großen LĂŒcken beim Kinder- und Jugendschutz in der digitalen Welt zu schließen. Jugendmedienschutz muss dringend modernisiert und die IT-Wirtschaft auch gesetzlich verpflichtet werden, den Kinder- und Jugendschutz im Netz zu realisieren. ZusĂ€tzlich fordere ich eine umfassende Qualifizierung und Aufstockung des Personals bei Justiz und Strafverfolgung und die rechtliche und technische Verbesserung der Ermittlungsmöglichkeiten, zum Beispiel durch die EinfĂŒhrung einer Versuchsstrafbarkeit bei Cybergrooming. SexualstraftĂ€ter dĂŒrfen sich nicht mehr sicher fĂŒhlen.“


Zahlen und Fakten:
Die Polizeiliche Kriminalstatistik weist fĂŒr die Verbreitung, den Erwerb, den Besitz und die Herstellung von sog. kinderpornografischen Schriften fĂŒr das Jahr 2017 6.500 FĂ€lle aus (das sind 14,5 % mehr als in 2016) und hinsichtlich der Verbreitung von sog. jugendpornografischen Schriften 1.300 FĂ€lle (das sind 24 % mehr als in 2016).

Im Jahresbericht 2017 der Internet Watch Foundation (IWF) wird darauf hingewiesen, dass die Anzahl der aufgefundenen Websites mit sog. kinderpornografischen Inhalten im Vergleich zum Vorjahr um 35 % gestiegen ist, im Vergleich zu 2014 hat sie sich mehr als verdoppelt (von rund 31.000 Websites im Jahr 2014 auf rund 68.000 Websites im Jahr 2016 und auf ĂŒber 80.000 Websites im Jahr 2017). Nach Angaben der IWF zeigen 35 % der kinderpornografischen Websites Vergewaltigungen oder sexualisierte Folter von Kindern, 55 % der abgebildeten Kinder sind unter 10 Jahre alt und 2 % der Kinder jĂŒnger als 2 Jahre. 86 % der Kinder sind MĂ€dchen. https://annualreport.iwf.org.uk/


Rörig verweist anlĂ€sslich der PKS 2017 auch auf sein Programm „JETZT HANDELN“ zur konsequenten BekĂ€mpfung von Kindesmissbrauch und seinen Folgen unter https://beauftragter-missbrauch.de/programm


Terminhinweis: Bundespressekonferenz, 05.06.2018, 12 Uhr

Vorstellung der Zahlen kindlicher Gewaltopfer – Auswertung der PKS 2017, mit Rainer Becker (Vorstandsvorsitzender Deutsche Kinderhilfe), Holger MĂŒnch (PrĂ€sident des Bundeskriminalamtes/BKA), Johannes-Wilhelm Rörig (UnabhĂ€ngiger Beauftragter fĂŒr Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs), Prof. Jörg M. Fegert (Ärztlicher Direktor der Klinik fĂŒr Kinder- und Jugendpsychiatrie/-psychotherapie, UniversitĂ€tsklinikum Ulm)

Hilfe und Informationen fĂŒr Betroffene, Angehörige und weitere Interessierte zum Thema sexueller Kindesmissbrauch:

www.beauftragter-missbrauch.de
www.kein-raum-fuer-missbrauch.de
www.schule-gegen-sexuelle-gewalt.de
www.hilfeportal-missbrauch.de

Hilfetelefon Sexueller Missbrauch: 0800 2255530 (kostenfrei und anonym)

Twitter: ubskm_de


#PKS2017
#pks2017
#pks
#Kriminalstatistik