Enke, Thomas: Prozeßstrukturen der Jugenddelinquenz
hinzugefügt: 9-06-2010
Die Dissertation leistet zweierlei: Zum einen eine empirische Studie zu den Verlaufsstrukturen von Jugenddelinquenz und zum anderen ein aus Praxiserfahrungen und durch die empirische Studie bereichertes pädagogisches Interventionskonzept bei Jugenddelinquenz. Damit soll ein Beitrag zur pädagogischen Kriminologie geleistet werden. Das Kernstück stellt eine qualitative Längsschnittstudie dar. Untersucht werden die Wege junger Menschen in die Delinquenz und wie es ihnen gelingt, in ein konformes Leben zurückzukehren. Ein Hauptaugenmerk richtet sich dabei auf typische Verarbeitungs- und Bewältigungsmuster der Jugendlichen. Dabei lassen sich vier jugendliche Handlungstypen vorfinden. Die Episoden der Jugenddelinquenz gestalten sich in Abhängigkeit zu den jeweiligen Handlungstypen unterschiedlich. Sowohl die Motive für das delinquente Handeln als auch die Beweggründe, von diesem wieder Abstand zu nehmen, werden maßgeblich vom Handlungstyp bestimmt. Entsprechende Unterschiede können auch für die typischen Reaktionsweisen auf Interventionen und für die Akzeptanz und die Auswirkungen von Unterstützungen aufgezeigt werden. Die Bezugnahme auf das delinquente Verhalten darf also nicht beliebig sein. Im Anschluß an Nohl und Böhnisch wird die Wichtigkeit und Verhaltenswirksamkeit des pädagogischen Bezuges und der pädagogischen Beziehung hervorgehoben. Der Verfestigung der Delinquenz kann mit einer angemessenen pädagogischen Intervention entgegengewirkt werden. Diese Überlegungen münden in konzeptionelle und methodische Ableitungen für die Interventionspraxis. Betrachtet wird das Interventionsparadox und die notwendige Trennung zwischen Person und Delikt.