Misamer, Melanie: Machtsensible Praxis in der Sozialen Arbeit

2025. 161 Seiten mit 5 Abb., 11 Tab., kartoniert, 232mm x 155mm x 7mm
ISBN 978-3-17-044168-2
In "Machtsensible Praxis in der Sozialen Arbeit" beschäftigt sich Melanie Misamer, eine Professorin für Konzepte und Methoden Sozialer Arbeit an der HAWK in Göttingen, einem äußerst wichtigen Aspekt der Sozialarbeit: dem reflektierten Umgang mit Macht. Ihr Buch bietet einen wertvollen Beitrag zur Diskussion über Machtverhältnisse in der Sozialen Arbeit und fordert die Leserinnen und Leser auf, ihre eigene Rolle kritisch zu hinterfragen und zu reflektieren.
Misamer platziert Machtsensibilität als zentrales Element der professionellen Identität von Sozialarbeitenden. Durch die Auseinandersetzung mit dem eigenen Machtgebrauch und den Machtverhältnissen zu den Adressierten wird deutlich, wie wichtig es ist, Macht gezielt und bewusst zum Nutzen der Adressierten einzusetzen. In einer professionellen Umgebung, in der Machtverhältnisse oft unausgesprochen bleiben, bietet das Buch einen wichtigen Anstoß zur Reflexion und Veränderung der eigenen Praxis.
Ein besonderer Schwerpunkt des Buches liegt auf der evidenzbasierten Methodik, die Misamer als relevante Ergänzung für eine effektive Sozialarbeit darstellt. Besonders überzeugend ist die Struktur der vorgestellten Methoden, die nicht nur ihre theoretischen Grundlagen und Anwendungsgebiete erklärt, sondern auch deren Effektivität und potenzielle Grenzen kritisch beleuchtet. Dies unterstützt die Lesenden dabei, eine differenzierte Perspektive auf die Anwendung der Methoden zu entwickeln und zu entscheiden, welche Methoden in ihrem spezifischen Kontext am wirkungsvollsten sind.
Die positive Betonung der Evidenzbasierung in Misamers Buch verleiht dem Buch einerseits Glaubwürdigkeit und andererseits Relevanz für die Praxis, denn ein gelingender Theorie-Praxis-Transfer ist bis heute oft nicht einfach. Durch die fundierte Darstellung von Forschungsergebnissen und empirischen Studien wird den Leserinnen und Lesern ein tiefes Verständnis für die Wirksamkeit der Methoden vermittelt. Dies stärkt das Vertrauen in die Anwendbarkeit der vorgeschlagenen Ansätze und fördert die Bereitschaft, diese in der Praxis zu prüfen.
Der Aufbau des Buches folgt einer klaren und didaktisch durchdachten Struktur, die den Lesern einen umfassenden Überblick über das Thema der Machtsensibilität bietet. Es beginnt mit einer Einführung, in der die Bedeutung der Sozialen Arbeit, die Komplexität ihrer Anforderungen und die Notwendigkeit eines evidenzbasierten Methodenkoffers dargelegt werden. Kapitel 1 beschäftigt sich mit dem Weg zum Handlungskonzept Machtsensibilität. Hier wird erklärt, was ein Handlungskonzept ist und wie ein multidisziplinäres Machtkonzept definiert und entwickelt wird. Zudem wird die Rolle der Machtsensibilität in der professionellen Identitätsbildung dargestellt.
In Kapitel 2 wird die empirische Fundierung des Themas behandelt. Der Fokus liegt auf der Bedeutung der Evidenzbasierung von Methoden, insbesondere im Kontext konstruktiver und destruktiver Machtanwendung sowie berufsethischer Prinzipien. Misamer untermauert die Relevanz einer empirisch gestützten Praxis in der Sozialen Arbeit und beschreibt die Evidenzbasierung des Handlungskonzepts Machtsensibilität.
Kapitel 3 ist das Herzstück des Buches, in dem umfassend Methoden zur konstruktiven Machtanwendung vorgestellt werden. Mit 17 verschiedenen Methoden, die von Empowerment bis zur „Neuen Autorität“ reichen, bietet das Buch ein breites Spektrum an Ansätzen. Für jede Methode werden der theoretische Hintergrund, die praktische Umsetzung und mögliche Wirkungen beschrieben und kritisch reflektiert.
Die didaktische Gestaltung des Buches ist besonders hervorzuheben. Misamer verwendet eine klare, verständliche Sprache und eine logisch strukturierte Darstellungsweise, die es den Lesern erleichtert, den Inhalten zu folgen und diese auf ihre eigene Praxis anzuwenden. Diese Klarheit in der Darstellung unterstützt eine effektive Wissensvermittlung und fördert ein tieferes Verständnis des komplexen Themas Macht in der Sozialen Arbeit.
Abschließend ist Misamers Buch für Fachkräfte der Sozialen Arbeit, die ihre Praxis im Hinblick auf Machtdynamiken und die Nutzung bewährter, evidenzbasierter Methoden reflektieren möchten, äußerst wertvoll. Das Buch fördert eine kulturverändernde Diskussion über Macht in der Sozialarbeit und leistet einen wesentlichen Beitrag zur Professionalisierung der Praxis, indem es Verantwortung und Reflexion in den Mittelpunkt stellt.
Aus der Perspektive einer Psychologin, die sich selbst schon in ihrer Promotion damit beschäftigt hat, wie man Menschen das Leben erleichtern und verbessern kann und die selbst Coachings und Fortbildungen zu Themen wie Macht anbietet, kann ich sagen, dass ich die positiven Ambitionen hinter Misamers Ansatz begrüße und wertschätze. Abschließend ist Misamers Buch für Fachkräfte der Sozialen Arbeit, die ihre Praxis im Hinblick auf Machtdynamiken und die Nutzung bewährter, evidenzbasierter Methoden reflektieren möchten, wertvoll, weil nützlich. Das Buch fördert eine kulturverändernde Diskussion über Macht in der Sozialarbeit und leistet einen wesentlichen Beitrag zur Professionalisierung der Praxis, indem es Verantwortung und Reflexion in den Mittelpunkt stellt.
Rezension: Dr. Simone Krieger
Erschienen in der Kohlhammer Verlagsgruppe