Jutta Elz (Hrs.): Kooperation von Jugendhilfe und Justiz bei Sexualdelikten gegen Kinder

hinzugefügt: 31-03-2007
Kriminologie und Praxis: Band 53, Wiesbaden: Kriminologische Zentralstelle e. V. (KrimZ), ca. 245 Seiten; 20,00 €, ISBN 13: 978-3-926371-76-8

»Kooperation von Jugendhilfe und Justiz bei Sexualdelikten gegen Kinder« - so lautete eine interdisziplinäre Fachtagung der Kriminologischen Zentralstelle e.V. im März 2006 in Wiesbaden, deren Fachbeiträge nun in der Schriftenreihe »KUP Kriminologie und Praxis« unter dem gleichnamigen Titel erschienen sind.

Sexualisierte Gewalttaten, Missbrauch und Misshandlungen fügen Kindern und Jugendlichen in der Regel schwere physische und psychische Schäden zu, die oft zu langjährigen Traumatisierungen führen. Kommen solche Taten ans Tageslicht und münden in ein Strafverfahren, geschieht es häufig, dass die jugendlichen Gewaltopfer nun als Zeugen und Zeuginnen eine weitere, so genannte Sekundärtraumatisierung erleiden. Trotz durchaus vorhandener Anstrengungen von Seiten des Gesetzgebers und der involvierten Institutionen (Jugendhilfe, Polizei, Justiz) führen in der Praxis mangelndes Wissen über die jeweils "andere Seite", Vorbehalte bis hin zu offener Ablehnung, komplizierte Verfahrenswege und das Beharren auf dem eigenen Standpunkt dazu, dass das betroffene Kind (der/die Jugendliche) aus dem Blick gerät und erneut zum Opfer wird. Wie schwer es ist und welcher Anstrengungen es bedarf, das Kindeswohl zu wahren, zeigen die Beiträge deutlich. Andererseits weisen sie aber auch darauf hin, dass der beste Schutz vor verfahrensspezifischen Belastungen der Kinder und Jugendlichen eine enge Zusammenarbeit aller Verfahrensbeteiligten ist.

Kooperation setzt Wissen voraus. Wissen um Strukturen, Vorschriften, Funktions- und Handlungsweisen. Gleichzeitig erfordert Kooperation die Bereitschaft, Vorurteile und Konkurrenzdenken abzubauen. Tagungen wie diese und der vorliegende Band leisten einen wichtigen Beitrag auf dem Weg zu einem konstruktiven Miteinander, das das Ziel hat, Kinder und Jugendliche zu schützen.

Auswahl und Themenstellung der ReferentInnen aus den verschiedenen Berufsfeldern sowie Lehre und Forschung bieten einen tiefen Einblick in gesetzliche Grundlagen und strukturelle Unterschiede der Arbeit von Jugendhilfe und Justiz. Dabei werden anhand von empirischen Untersuchungen und Beispielen aus der Praxis nicht nur Schwierigkeiten und Probleme aufgezeigt, die sich aus den unterschiedlichen Handlungsaufträgen ergeben, sondern auch funktionierende Modelle kooperativer Zusammenarbeit. Dem besonderen Fokus auf die betroffenen Kinder und Jugendlichen wird der Band erfreulicherweise durch mehrere Beiträge gerecht. Hervorzuheben ist hier die Vorstellung des Konzeptes der Sozialpädagogischen Prozessbegleitung anhand eines konkreten Falles sowie ein Beitrag über die Bedeutung von Gerichtswissen zur Entlastung kindlicher Zeugen und Zeuginnen.

Nicht zuletzt wegen der Beiträge aus der Praxis ist dieses Buch allen zu empfehlen, die beruflich mit Fällen von sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche befasst sind. Wobei nicht unerwähnt bleiben soll, dass es auch denen, die in anderen Bereichen mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, wertvolle Informationen liefert.

Ergänzt wird der Band durch eine Auswahlbibliographie zum Veranstaltungsthema.

Rezension von Regina Seidel (Dipl. Soz. Päd./freie Autorin)
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