Der Autor
Johannes Gernert, Jahrgang 1980, lebt in Berlin, studierte Publizistik und Englisch in Berlin und Nordirland, anschließend an der Deutschen Journalistenschule in München. Er ist als freier Journalist tätig, schreibt unter anderem für die Frankfurter Rundschau, den Kölner Stadt-Anzeiger und die taz sowie für Spiegel-Online und stern.de.
Kontakt: Johannes A. Gernert, Berlin, e-Mail: text(at)jagern.de

Entstehungshintergrund des Buches
Für die Fertigung gab es viele unterschiedliche Anreize: einmal waren es zu diesem Thema groß angelegte Artikel in auflagenstarken Illustrierten, ein anderes Mal die jahrelangen unmittelbaren Kontakte mit Jungen und Mädchen im Teenageralter, in denen dem Autor viel intimes - in Anwesenheit von Vater und/oder Mutter - erzählt bekam. Ein kinder/jugendliches Leben im Sozialraum (Brennpunkten) und das Miterleben machte den Autor betroffen. Wiederrum „buchmotivierend“ waren Zustimmungen von Mitstudenten, Vertraute des Verlages und die Familie. Stärkste Motivation für eine geschlossene Darstellung war die Gefangenheit von Erziehenden und Eltern im „digitalen Graben von 30 Jahren (S. 34)“. Aus alldem erwuchs die Erkenntnis, dass kaum jemand - nicht einmal Lehrer - mit den jungen Menschen über Sexualität reden (S. 28).

Verlagsangaben
Ein Junge ist 14 Jahre alt und sucht im Internet auf der Pornoplattform Youporn fast jeden Tag nach »Blowjobs«. Der andere ist 16 Jahre alt und findet Youporn längst langweilig. Die wirklich krassen Sachen seien woanders.

Das Internet spült eine Flut von pornografischen Bildern in die Kinderzimmer. Oft genügt ein kurzer Klick: »Schon 18? « »Ja!« Eltern und Pädagogen sind beunruhigt und machen sich Sorgen, was die Eindrücke in den Köpfen ihrer Kinder auslösen. Porno beschränkt sich nicht auf einschlägige Seiten im Netz, sondern prägt die Kultur von Teens und Twens viel umfassender. String -Tangas gibt es für 8-Jährige, die Bravo bildet totalrasierte Körper ab, Rapper „Sidos Arschficksong" ist eine Teenager-Hymne. Die Pornoclips werden dabei immer härter. Im digitalen Freundesnetzwerk kursieren Bilder von Tiersex, Analorgien und kotzenden Darstellerinnen. Auf Handys zirkulieren Clips, für die Teenager sich selbst beim Sex aufgenommen haben.

Schulen und Elternhäuser müssen sich der Entwicklung stellen. Aber wie? Und was können Politiker für einen besseren Jugendschutz tun? Auf solche und andere Fragen gibt dieses Buch eine Antwort in Gesprächen mit Jugendlichen, Erziehungsberechtigten und Experten.

Inhalt
Das Buch ist in 8 Kapitel und einem Ratgeberteil gegliedert.

1.Deutschlands sexuelle Spaltung.
2.Von VHS zu DSL: Wie die Technik Pornos ins Kinderzimmer gebracht hat.
3.Sexuelle Verunsicherung: Was Forscher über eine Jugend mit Youporn wisssen.
4.Was Jungs mit Porno machen: Carl, Ric, die Aggro-Repper und die Sucht.
5.Porno ist Pop: Eine Gesellschaft zieht sich aus.
6.Schatzis und Schlampen: Warum Mädchen unter Druck geraten.
7.Aussperren unmöglich: Jugendschutz im Internet.
8.reden, reden, reden: Wie Eltern und Lehrer auf Pornos reagieren müssten.
Ratgeberteil: Wie Sie mit Ihrem Kind über Sexualität und das Internet reden können.

Fast jede zweite Seite hat am Seitenrand einen Satz als markante Aussage des betreffenden Textteiles. Die Kopfzeile enthält auf der linken Seite eine Kurzform der Kapitelbeschreibung und auf der rechten Seite eine Schlagzeile mit einer Kernaussage der gesamten Seite. Angaben auf der rechten Seite am Textrand und in der Kopfzeile sind gleichlautend, die auf der linken Seite unterschiedlich.

Diese Darreichung hilft dem Leser, der das Buch auch mal nur „durchblättert“ und bei für ihn interessanten Seiten „Stehen“ bleiben will.

Fazit
Jahrelange Beobachtungen und Ermittlungen an verschiedenen Orten führen zu gesicherten Aussagen (z.B.: S. 45 Jugend Information Media (JIM) - Erhebung 2008 zum Handybesitz, S. 175 Landes Bausparkasse (LBS) - Kinderbaromater 2003). Eine große Anzahl Gespräche mit Kindern und Jugendlichen und - bekannten: Siggelkow/Rabe-Rademacher aus Berlin Marzahn - Fachleuten (z.B. S. 60 -Mädchen ekeln sich) Zeugen von vielfältigen kompetenten Einbeziehungen. Mit dieser Arbeitsweise entspricht der Autor in bester Weise seiner journalisten Ausbildung.

Allerdings bleibt dem Leser bei machen Texten, der drastisch-deutlichen (realistischen?) Beschreibung wegen, der Atem stocken, möchte nicht weiter lesen und das Buch “zur Seite legen“. Dennoch wird es weiter interessieren. Warum? Es sind Eindrücke zu lesen, die „man“ eigentlich schon immer von „der Jugend“ gedacht/geahnt hatte und nicht wusste, damit umzugehen oder wie darauf zu reagieren ist.

Es ist dem Autor zu danken, dass er eine Jugend in einer bestimmten Lebenswelt mit einer bestimmen sozialen Lage beschreibt, diese nicht anklagt, sondern an Eltern, Fachpersonal und erziehende appelliert, achtsam einzuwirken (S. 245 Kapitel 8). Im Ratgeberteil (S. 275) sind hierzu 20 weiterführende Hinweise genannt.

Die Botschaft des Autors ist es, an die Verantwortung erwachsener gegenüber jungen Menschen zu erinnern, aber es nicht nur bei dieser Erinnerung zu belassen, sondern Hilfen aufzuzeigen und konkret anzubieten. Den „ermahnenden erhobenen Zeigefinger “ zeigt er nicht, seine Botschaft wird aber deutlich.

Das Buch eignet sich für erziehende, Eltern und Fachkräfte vieler Professionen (Soziale Arbeit, Redakteure, Geistlichkeit). Sie finden Informationen, die sie in ihrer erzieherischen Arbeit und ihrer Verantwortung hierfür stärken können.

Gleichwohl ist auch eine nüchterne Betrachtung der Buchinhalte angesagt. Nicht alle jungen Menschen offerieren sich mit solch einer (entgleisten!?) Wucht der Sexualität.

Der Autor bereichert mit diesem Buch das fachliche Wissen erheblich. Die Beiträge erfüllen die Erwartungen an Titel und Untertitel des Buches.

Der inhaltliche Aufbau ist folgerichtig und nach vollziehbar. Man wird es in mehreren Etappen lesen/bearbeiten müssen.

Die gesamte Umschlaggestaltung ist ansprechend (netter Junge und liebes Mädchen) und passt zum Inhalt, wobei nicht klar ist, warum das Buch im Lesebuch Stil aufgelegt wurde und nicht - mit mehr wissenschaftlichem Eindruck - broschiert.

Das Preis-/Leistungsverhältnis ist stimmig.

Rezensent: Dipl.-Sozialarbeiter Peter Habura, Grevenbroich
Mail: jupehabura@aol.com
Fachjournalist DFJV Berlin

Kontakt zum Verlag
Fackelträger Verlag GmbH
Emil - Hoffmann-Str. 1
50996 Köln

Radiointerview mit Johannes Gernert bei Radio rbb Radio rbb

Unterrichtmaterialien zum Buch/Thema:
http://sachbuch.fackeltraeger-verlag.de/data/Generation_Porno_Unterrichtseinheit.pdf