Weidemann, Bernd: Handbuch Kreativität

hinzugefügt: 10-03-2011
Ein guter Einfall ist kein Zufall. Verlag: Beltz, Weinheim 2011, 1. Auflage 2010. 284 Seiten.
ISBN: 9783407364906

Schatzkiste für gute Einfälle und kreatives Arbeiten

Bernd Weidemann, Professor für Pädagogische Psychologie, setzt mit seinem Buch das Ziel, jedem Interessierten einen Zugang zur Kreativität und zu kreativen Arbeitsweisen zu erschließen, getreu eines der Mottos des Buchs: “Ein guter Einfall ist kein Zufall“.

Bereits in der Form des Buches setzt Weidemann hierbei auf Kreativität und einen anregenden Stil. Cartoons, grafische Verdeutlichungen, farblich abgesetzte Merktexte, markierte Beispiele und eingerahmte spezielle Tipps machen das Arbeiten mit dem Buch zu einer Freude und bieten ein hohes Maß an Übersichtlichkeit.
Ein hochwertiger Eindruck, den auch der Einstieg in den Text bestätigt. Das offene Wort an Thomas Edison, mit genau der richtigen Form von Humor, um nicht in die Nähe einer Persiflage zu geraten, setzt das Motto des Buches in bester Weise in Szene. Form und Sprachstil folgen so nahtlos einer der Erkenntnisse, die Weidemann mit seinem Buch vermittelt. „Kreativ sein heißt, das Denken befreien“. In der Gestaltung des Buches und in seinem Stil setzt Weidemann diese Befreiung bestmöglich bereits in den Raum.

Inhaltlich beruhigt Weidemann zunächst den Leser. Kreativität bedeutet nicht, nur die großen Geistesblitze gelten zu lassen. Jeder ist auf seine Weise kreativ, das setzt Weidemann überzeugt in den Raum. Um dieses Potential zielgerichtet zu nutzen, braucht es allerdings einiges an Lernarbeit, die bei aller Lockerheit im Stil durchaus im Buch bereitgehalten wird

Zu diesem Zweck setzt Weidemann zunächst die aus seiner Sicht besten 30 Kreativmethoden in vier Etappen vor die Augen des Lesers. Methoden zur Zielklärung, Methoden zum Ideen finden, Methoden zum Bewerten von Ideen und Methoden zur Umsetzung der Ideen. Hierbei wechseln bekannte Methoden wie Mindmapping und Brainstorming, die 5 W´s und andere ab mit eher nicht geläufigen Methoden wie die Zufall / Reizwortmethode unter möglicher Ausschaltung jeden logischen Denkens! Diese Methoden vertieft Weidemann an ausgewählten Fallbeispielen, die zeigen, wie selbst aus kleineren kreativen Funken erstaunliche Ergebnisse resultieren können. Zumindest weiß der Leser nachher durchaus, welches Angebot im Markt für Singles wirklich noch fehlt und wie das umzusetzen wäre.

In den Alltag bringt er sodann sein Kreativ-Trainingsprogramm hinein, besonderes Augenmerk legt er darauf, dass niemand sich vor Problemen zu ducken braucht, sondern es viel konstruktiver für den Umgang mit komplexen Situationen ist, das Problem als Herausforderung zu begreifen. Schon die Formulierung „Wie schön, ein Problem“ bietet wieder mit einem Augenzwinkern jene Befreiung des Denkens, um die es ihm im Kern geht.
Gerade nun da, wo keine Routinelösung vorhanden ist, wo zunächst nicht auf den ersten Blick lösbare Situationen auftauchen, macht sich die Arbeit mit den kreativen Methoden bezahlt.
Anhand der eingängigen Formulierungen ist es ein leichtes, Weidemann darin zu folgen, sich aus dem eigenen Tunnelblick mehr und mehr zu lösen um das Blickfeld für andere, durchaus auch überraschende, Lösungen zu öffnen. Warum das Sinn macht und wie das gehen könnte, das zeigt Weidemann überzeugend in Form und Inhalt auf.

Das Handbuch Kreativität besticht durch seine Vielzahl an, äußerst verständlich und praxisnah, eingebrachten Methoden und Ideen für (fast) jedweden kreativen Prozess und vielfache Lösungswege für komplexe und /oder problematische Situationen. In bester Weise gelingt es Weidemann, sowohl eingetretene Pfade zu verlassen, innere Grundhaltungen in vielfachen Beispielen zu benennen und fundiert dargebotene Lösungsmethoden und kreative Schaffensprozesse zugänglich zu gestalten. Kein Buch, trotz des angenehmen Stils, dass nur nebenbei einmal aufgeschlagen wird, sondern dass eine gründliche Lektüre braucht und verdient.

Rezensent: Michael Lehmann-Pape