Thomas Hüfken (Hrsg.) - Methoden in Telefonumfragen

hinzugefügt: 26-02-2002
Opladen: Westdeutscher Verlag, 2000 (224 S.).
ISBN 3-531-13439-6

In der Sozial-, Markt- und Meinungsforschung gewinnen Telefonbefragungen und insbesondere das "Computer Assisted Telephone Interviewing" (CATI) eine zunehmend größere Bedeutung. Nichtsdestotrotz ist leider immer noch ein Mangel an Fachpublikationen und einschlägigen Lehrbüchern zu konstatieren. Der von Hüfken herausgegebene Band "Methoden in Telefonumfragen" kann hier eine erste Abhilfe schaffen. Allerdings sollte der Leser keine didaktisch orientierte Einführung in die Thematik erwarten, vielmehr handelt es sich um eine Sammlung von Aufsätzen renommierter Experten zu drei inhaltlichen Schwerpunkten: Stichprobenziehung, Ausschöpfung und Vergleich von Erhebungsverfahren. Insofern ist der Band auch weniger Anfängern zu empfehlen, sondern eher mit der Materie bereits Vertrauten, die ihr vorhandenes Wissen vertiefen wollen.
Im ersten Teil werden zunächst die Konsequenzen von schriftlichen Vorabinformationen für das Kooperations- und Antwortverhalten von Befragten in Telefonbefragungen untersucht. Es folgt eine Vorstellung das Random-Last-Digit-Verfahren (RLD) zur Generierung von zufälligen Telefonnummern und die Diskussion der Qualitätssicherung bei Telefonbefragungen. Schließlich wird gezeigt, wie mit Hilfe des Schneeballverfahrens telefonisch auch spezielle, schwer zu lokalisierende Populationen befragt werden können.
Der zweite Teil zu Ausschöpfungsquoten und Teilnahme bzw. Nicht-Teilnahme beginnt mit einer Untersuchung von Ausfallgründen bei telefonischen Befragungen. Die Konsequenzen von Ausfällen auf die Untersuchungsergebnisse werden in einem weiteren Beitrag anhand eines Methodenexperiments thematisiert. Abschließend werden das spezielle Problem der geringen Kooperationsbereitschaft alter Menschen in telefonischen Befragungen sowie situative Bedingungen der Teilnahme bzw. Nicht-Teilnahme (z.B. Thematik der Befragung, Befragungssituation, Qualität eines etwaigen Anschreibens, argumentative Überzeugungskraft des Interviewers) diskutiert.
Im dritten Teil wird eingangs der Einfluß des Vorabversands des Fragebogens auf die Antwortqualität bei Telefonbefragungen untersucht. Anschließend gilt das Interesse den Unterschieden im Antwortverhalten bei Telefon- und persönlich-mündlichen Interviews ("face-to-face"). Schließlich wird das Ausmaß sozialer Erwünschtheit bei postalischen und telefonischen Befragungen für verschiedene Befragungsthemen verglichen.
Insgesamt erweist sich der Band von Hüfken als wertvolle Informationsquelle zu Fragen rund um Telefonbefragungen. Die durchaus kontroversen Beiträge können nicht zuletzt wertvolle Hinweise für die Durchführung eigener Befragungen liefern.

Erschienen im VS_Verlag.

Rezension von Thorsten Heien