Messer, Barbara: Inhalte merk-würdig vermitteln

hinzugefügt: 8-02-2013
45 Methoden, die den Merkfaktor erhöhen
Verlag: Beltz, Weinheim 2012
1. Auflage. 286 Seiten

ISBN: 9783407365194

Kreative Methoden zur Umsetzung von Inhalten

Jeder, der hier und da oder auch öfter als Unterrichtender, Seminarleiter oder Vortragender unterwegs ist und dazu angehalten ist, Inhalte zu vermitteln und möglichst dauerhaft bei Teilnehmern „abzuspeichern“, kennt die Problematik.

Die zu vermittelnden Ziele und Inhalte sind (hoffentlich) klar, kognitive Elemente der Unterrichts- oder Seminargestaltung sind in der Planung ebenso bedacht. Wie aber gelingt es, mittels spezieller Methoden, tatsächlich sicher zu stellen, das die Objekte der Vermittlung verständlich beim Hörer angelangen und zudem tatsächlich „gemerkt“ werden, auf Dauer? Wie gelingt es, das Lernen fast „unbemerkt“ in den Raum zu setzen und Langweile oder kognitive Überforderung zu vermeiden?

In einem Ansatz des „Lernens mit allen Sinnen“ legt Barbara Messer im vorliegenden Werk 45 Methoden vor, die grundlegend dazu dienen sollen, Inhalte so zu vermitteln, dass sie dauerhaft „gemerkt“ werden und die auf dem Weg ihres Einsatzes im Training oder Seminar zudem auf Leitung und Teilnehmer hoch anregend wirken.

Wobei, das sei zur Form der Darbietung angemerkt, in der grafischen Aufbereitung, der klaren Abgrenzung von „Merksätzen“ und der vielfachen praktischen Verweise das Buch selbst durchaus in jener „merk-würdigen“ Methode angelegt ist, welche die Autorin im Inhalt des Buches vorstellt und die zu großen Teilen auf der „Suggestopädie“ (im Sinne eines „Anregens“ und „Vorschlagens“ den Teilnehmern gegenüber) mit beruht. Den Teilnehmern eventuell vorhandene „Lernängste“ zu nehmen durch eine breite Einbeziehung der Vorlieben der Teilnehmer, ist hier ebenso Mittel zum Zweck, wie die Methoden des Theaters und Rollenspiels, sowie es Storytelling. Als roten Faden entdeckt der Leser somit in all den vorgestellten Methoden die Einbeziehung der inneren Verfassung der (meist erwachsenen) Teilnehmer mittels vielfacher Anregungen der spielerischen, kreativen und fantasieanregenden Arbeitsmöglichkeiten.

Nach einer kurzen, aber präzisen Einführung in die Theorie des Lernens mit ihrem Schwerpunkt auf dem aktuellen Stand der Gehirnforschung, deren Implikationen im Sinne erkennbarer „Lerntypen“ (Herrmann Dominanz Modell) und einer Einführung in die Suggestopädie, legt die Autorin sodann ihre Methoden im Rahmen festgelegter Trainingsphasen (Anfangen, Themen einbringen, Themen bearbeiten, Wiederholung der Inhalte) vor.

Der Vorteil dieses Aufbaus ist einerseits eine hohe Übersichtlichkeit der konkreten Anwendungsgebiete der einzelnen Methoden (immer ist deutlich, welche Methode sich für welche Trainingsphase eignet) und andererseits wird auch beim Leser ein „spielerisches“ Lernen angeregt, In den Möglichkeiten, zwischen den Elementen je nach eigenen Schwerpunkten her „zu springen“ und sich mit den jeweils eingängigen, knappen Praxisbeispielen die eigene Reflektion und Vertiefung des Inhaltes anzueignen.

Nicht unbedingt „nur“ neu erscheinen die Methoden. Quiz, Geschichten erfinden, Pinnwand, Rollenspiele, vielfach sind Kernelemente des Buches nicht unbekannt, werden aber deutlich mit neuem „Schwung“ und feinen, kleinen Abwandlungen versehen und zudem durch eine ganze Reihe „anderer“ (noch ungewohnter) und neuer Methoden ergänzt (Lernkonzert, Zirkeltraining, Nimm 4, das endlos Lernspiel u.a.).
Im Gesamten bieten die Methoden für jeden denkbaren Vermittlungszweck und für jeden Schwerpunkt einer Lerneinheit oder eines Seminars vielfache Anregung zur Erstellung einer tatsächlichen „Lernlandschaft“, in der sich teilweise fast die Rollen von Leiter und Teilnehmer auflösen, immer aber, und das ist die Kunst, darauf geachtet wird, dass die eigentlich zu transportierenden Inhalte „huckepack“ mit den Methoden und Abläufen mitschwingen.

So dass, zu guter Letzt, die übersichtlich und verständlich erläuternden Methoden tatsächlich zu einem mehrfach sich verankernden Wissenstransfer ins Training hinein führen, ohne mit Inhalten „zu bedrängen“. Eher passt der Satz, aus „unbewusster Inkompetenz eine unbewusste Kompetenz“ zu kreieren.

Mit einem Dreh- und Angelpunkt, der im Übrigen nicht in den Methoden allein zu finden ist, sondern in der Motivation, Lebendigkeit und Bindung des Trainers an seinen Inhalt. Ist diese Bindung an das Thema vorhanden, bietet Barbara Messer eine verständliche Methodensammlung für die umgehende Umsetzung in die Praxis, innerhalb derer für jeden Anregungen und Intensivierungen für seine Arbeit zu finden ist.

Rezensent: Michael Lehmann-Pape