Edith Wölfl - Gewaltbereite Jungen - was kann Erziehung leisten?
ISBN 3-497-01556-3
Die Zusammenhänge von Gewalt, Geschlecht und Erziehung stehen im Mittelpunkt von Edith Wölfls Buch „Gewaltbereite Jungen“, das im Ernst-Reinhard-Verlag erschienen ist. Die Autorin weist daraufhin, daß der geschlechtliche Aspekt bei der Gewaltdiskussion oft vernachlässigt wird. Die Gründe für diese Vernachlässigung bzw. teilweise auch deren Ausblendung sind eng verknüpft mit den Ursachen der Gewalt innerhalb einer Gesellschaft. Um den Ursachen von Gewalt auf den Grund zu gehen und um später Lösungswege aufzuzeigen, wie Gewalt vermieden werden kann, ist es wichtig bestimmte Strukturen innerhalb einer Gesellschaft aufzudecken, die Gewalt verursachen. Zu diesen Strukturen gehören auch Sozialisationsprozesse und unter diesen fällt auch die Konstruktion von Männlichkeit, der Wölfl eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Gewaltverhalten und weiter noch von hegemonialer Männlichkeit zuschreibt.
Der zweite Teil des Buches behandelt eher die praktische Seite, nämlich was kann Erziehung unter den gegebenen Umständen leisten, damit die Gewaltbereitschaft insbesondere bei Jungen abnimmt oder erst gar nicht entsteht? Ausführlich werden Ansätze der Präventionsarbeit, der Jungenarbeit und Strategien zur Schulentwicklung vorgestellt.
Es ist gut zu wissen, daß eine Frau aus der Praxis (Edith Wölfl ist u.a. Lehrerin) nach ihren eigenen Worten noch eine pädagogische Utopie verfolgt, „die sich aus der Hoffnung speist, daß Geschlechterdemokratie als Boden für weniger Gewalt in allen Gesellschaften grundsätzlich möglich ist". Dieses Buch kann auf jeden Fall, dank seiner klaren Gliederung und den dadurch gut nachvollziehbaren Erklärungen wie entscheidend der Zusammenhang zwischen Gewalt, Geschlecht und Erziehung ist, dazubeitragen, daß ErzieherInnen, LehrerInnen und Eltern Handlungsmöglichkeiten im Umgang mit gewaltbereiten Kindern sehen und erfolgsversprechend anwenden können.
Erschienen im Reinhardt Verlag.
Rezension von Dörthe Heien