Wolf Rainer Wendt - Sozialinformatik: Stand und Perspektiven

hinzugefügt: 11-08-2002
Mit Beiträgen von: Silke Axhausen, Josef Hilbert, Berndt Kirchlechner, Christian Koch, Helmut Kreidenweis, Karin Scharfenorth, Daniel Schötz, Stefan F. Wagner (Edition SocialManagement, Bd. 15) 2000, 1.Auflage 149 S. 23,- EURO
ISBN 3-7890-6910-8

Der vorliegende Sammelband weckt allein schon durch die erstmalige Benennung und Bearbeitung der Sozialinformatik in Buchform eine gewisse Neugierde.
Im Hinblick auf Günter Stahlmanns Zitat aus dem Jahre 1999, „Entweder die Profession gestaltet die Technik oder die Technik gestaltet die Profession“, scheint eine solche Veröffentlichung jedoch längst überfällig zu sein.

Nach einer ersten und detaillierten Einführung in das Themengebiet widmet sich der zweite – weitaus praktisch orientiertere – Teil den Aspekten zukünftiger Entwicklungsmöglichkeiten, denkbarer Anwendungen im sozialen Sektor und zuletzt auch der anvisierten Ausbildung einer „Informatik der sozialen Arbeit“.

Wolf Rainer Wendt leitet Gegenstand und Aufgabenstellung dieser neuartigen Teildisziplin Sozialer Arbeit theoretisch fundiert her und lehnt sich hier insbesondere an die schon vorhandenen „Bindestrichinformatiken“ (Medizinische Informatik, Wirtschaftsinformatik, Pflegeinformatik etc.), aber auch an die Arbeiten in den - auf diesem Gebiet weiter entwickelten - Nachbarländern (bspw. die Niederlande) an.
Des weiteren lässt Wendt Exkurse zum Wissensmanagement, virtuellen Bürgernetzen, und der allem zugrundeliegenden Medienkompetenz nicht missen.
Trotz aller Euphorie einer „Computer-Revolution“ wird immer wieder auf die Diskrepanz zwischen sozialem (analogen) und Computer gestütztem (sprich digitalen) Handeln verwiesen.

Die Entwicklungsaspekte sind, bis auf einen historischen Rückblick auf die Arbeit der bundesweiten „AG Computer und Sozialarbeit“ [Kirchlechner], sehr stark auf die Sozialwirtschaft ausgerichtet [Koch, Kreidenweis ], was einerseits die Publikation in der Edition SocialManagement gebietet, andererseits jedoch auch die Rationalisierungseffekte und Effizienzsteigerung neuer Informationstechnologien aufzeigt.

Bei einem gegenwärtigen Angebot von über 200 Produkten Branchen spezifischer Software verbleibt die Darstellung der fachspezifischen Anwendungen lediglich skizzenhaft, so dass dieser Unterpunkt eher praktischen Erfahrungsberichten gleicht [Axhausen, Hilbert/Scharfenroth], darüber hinaus jedoch noch ein – wohl eher abschreckendes - Zukunftsszenario virtualisierter Sozialer Arbeit beinhaltet [Kreidenweis].

Last but not least ermöglichen ein Curriculumsdiskurs und Entwürfe zu möglichen Aus- und Weiterbildungen der Sozialinformatik [Kirchlechner, Wagner/Schötz] eine erste Standortbestimmung für den sich entwickelnden Teilbereich einer professionellen Sozialen Arbeit.

Auch wenn dieses Buch einige Aspekte des weiten und unerforschten Themenspektrums vermissen lässt, (bspw. die Relevanz von Open-Source Produkten oder auch das Missverhältnis zwischen IT-Einsatz und pädagogischem Handeln, die mehr benannt als diskutiert werden) stellt es insgesamt eine unerlässliche Grundlage für zukünftige Diskussionen dar.

Erschienen im Nomos Verlag.

Rezension von Thomas Ley