Schroeder, Gag, Grotheer, Wagner, Weber: Berichte aus den Randbezirken der Erwachsenenbildung
Verlag: wbv 2016
ISBN: 978-3-7639-5606-7
Angebote in und für „Randorte der Gesellschaft“
Bei Weitem geht es im Blick auf die „Randbezirke der Gesellschaft“ nicht um eine rein geographische Zuordnung und ebenfalls wird im Blick auf suchterkrankte Menschen, Obdachlose, Behinderte, Gefängnisinsassen im Buch nicht über weit verbreitete Erwachsenenbildungsangebote im Sinne von Hobby, Auffrischung von Fremdsprachkenntnissen oder ähnlichem referiert.
„Grundbildung“, und das zu einem gewichtigen Teil im Blick auf Angebote zur Alphabetisierung, ist das eine Stichwort, das den roten Faden des Buches mitgestaltet, ergänzt durch die Frage, wieweit solche vielfach vorhandenen Randgruppen der Gesellschaft überhaupt als Adressaten für eine (Grund-) Bildungsarbeit wahrgenommen werden.
Im Verlauf der intensiven Beschäftigung im Buch mit diesen Leitfragen stellen die Autoren zudem (und nutzen diese) Methoden vor, mit denen das Ungleichgewicht der Bildungsangebote empirisch gefasst werden kann.
Aus all dem heraus ergibt sich so durch und nach der Lektüre des Werkes ein geschärfter Blick für zunächst eine erschreckend hohe Zahl an Menschen, die aus den verschiedensten Gründen heraus Schwierigkeiten im Sinne einer Grundbildung und Alphabetisierung in sich tragen (allein 15 % eines jeden Schülerjahrgangs verlassen die Sekundarstufe I des Bildungssystems ohne als „sicher“ zu bezeichnenden Schriftsprachenerwerb). Ebenso werden prägnant „Lücken im System“ deutlich, beginnend schon mit einer bis zum aktuellen Zeitpunkt eher mangelhaften Erfassung dieser „Randbezirke“ von Alphabetisierung und Grundbildung.
Auf der einen Seite arbeiten die Autoren somit stringent heraus (im Buch am Beispiel Hamburgs), dass große Bildungslücken, was die Grundbildung angeht, im Land noch zu finden sind und zum anderen legen sie fundiert und überzeugend durch empirisches Material dargelegt heraus, dass dieser Missstand noch nicht einmal erfasst, nur am Rande beachtet bis dato in keiner Form systematisch angegangen wird.
Das es notwendig ist, den „Bildungsbrachen eine Chance“ zu geben, und zwar umgehend. Wie das gehen könnte (anhand so mancher, leider nicht verbreiteter und noch nicht strukturell ausgereifter Angebote) und wo dies stattzufinden hätte, all dies legen die Autoren empirisch belegt und Schritt für Schritt auf die verschiedenen Bereiche der „Randbezirke“ bezogen im Buch vor.
Somit bietet dieses Werk ein praktikables, umgehend nutzbares Instrumentarium, durchdekliniert am Stadtstaat Hamburg, das zunächst zu einer differenzierten kommunalen Berichterstattung zu führen hätte (und kann), wie die Autoren abschließend formulieren und zum anderen werden jene Voraussetzungen benannt, die geschaffen werden müssten, um der „Bildungsbrache“ Herr zu werden.
Rezensent: Michael Lehmann-Pape