Autorengruppe Bildungsberichterstattung: Bildung in Deutschland 2016
ISBN 978-3-7639-5742-2
Umfassender Blick auf die gesamte Bildungslandschaft
Hochaktuell erweitert dieser, nun sechste, regelmäßige Bericht über die Situation der Bildung in Deutschland erstmalig auch auf den Bereich der Bildungssituation von Menschen mit Migrationshintergrund.
Was den hohen Zustrom der letzten beiden Jahre angeht, sind gesicherte Betrachtungen sicherlich noch nicht abschließend möglich, doch die im Bericht aufgezeigten Tendenzen es allemal wert, ernsthaft reflektiert zu werden.
Weiterhin bietet der Band, wie die bisherigen fünf, einen, im Stil sehr trockenen, empirischen Blick auf die wesentlichen Bereiche des Bildungswesens.
Frühkindliche Bildung, Betrauung und Erziehung, schulische Bildung, duales System, Hochschulwesen bis hin zur berufliche Bildung und Weiterbildung im Erwachsenenleben, bis hin auch zu Bildungsformen im non-formalen Bereich und im informellen Lernen.
Dankenswerter Weise stellt der Bericht dabei im Bildungswesen gebräuchliche Abkürzungen inklusiver institutioneller Kürzel und übersichtliche Grafiken zu Bildungsorten und Lernwelten in Deutschland vorweg, so dass der Leser sich im Dickicht der vielfachen Kürzel relativ schnell zurechtfindet, auch wenn das ein oder andere Nachschlagen im Lauf der Lektüre immer wieder notwendig sein wird.
Im Ergebnis ist der Bericht vor allem äußerst hilfreich darin, die übergreifenden Problemlagen (die nicht nur, aber auch finanzieller Natur sind) zu benennen, und, daraus ableitend, die aktuellen, konkreten Herausforderungen zu benennen.
Mithin bietet der Bericht damit nicht nur eine reine Darstellung des Status Quo der deutschen Bildungslandschaft, sondern legt auch einen Zugang zu den wichtigen Stellschrauben für eine konstruktive Weiterentwicklung in naher Zukunft.
Vor allem natürlich finden die Langfristtendenzen Eingang in den Bericht unter Augenmerk mit auf den Wandel der elterlichen Erwerbsbeteiligung in Familien, auf die notwendigen Anstrengungen zur geplanten Steigerung der Bildungsausgaben auf 10 Prozent des BIP und legt zudem den Finger (wieder einmal) auf die Wunde der Weiterbildung als nur „begrenzt profe4ssionalisiertes Beschäftigungsfeld“. Das hier mehr Vollzeitstellung und eine bessere Bezahlung der Weiterbildungskräfte wichtig wäre, ist allerdings bereits seit Jahren bekannt.
Interessant ist, zu lesen, dass aktuell mehr internationale Studenten als je zuvor an deutschen Hochschulen immatrikuliert sind (18% der Erstsemester) und das bei einer allgemein weiterhin leicht steigenden Studiendauer (als Indikator für eine kritische Betrachtung des Bologna-Prozesses). Dem auf der anderen Seite des Bildungswesens gegenübersteht, dass (steigend) 25 % der 5-jährigen feststellbaren Sprachförderbedarf besitzen.
Sehr differenziert erfolgt im Bericht der Blick auf Lernende mit Migrationshintergrund, bei denen trotz steigender Bildungsbeteiligung weiterhin eine Vielzahl von Problematiken eindeutig darauf verweisen, dass ein höherer Personal- und Unterstützungsbedarf als bisher dringend notwendig ist.
Alles in allem eine präzise, empirisch fundierte und in der gesamten Breite des Bildungswesens angelegte Studie, die fundamentale Bedeutung in der Einrichtung und Ausrichtung von „Fahrplänen“ im Bildungswesen in sich trägt.
Rezensent: Michael Lehmann-Pape
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