E. Wagner, K. Henz, H. Kilian: Persönlichkeitsstörungen

hinzugefügt: 23-03-2017
Reihe: Störungen systemisch behandeln
Verlag: Carl-Auer 2017, 231 Seiten

ISBN 978-3-8497-0144-4

Individuelle Persönlichkeitsstörungen im Kontext gesehen

Auch wenn. Störungen der Persönlichkeit natürlich und klar individuelle Störungen darstellen, getreu dem systemischen Denken, machen sich die Autoren daran, den Kontext solcher Störungen zu beschreiben und diese, durchaus, neben anderen Komponenten, natürlich, auch als Teil eines „Systems“ zu verstehen und damit der Möglichkeit systemischer Bearbeitung zuzuführen.

Und damit eine durchaus klaffende, lange Zeit als berechtigt geltende Lücke zu schließen.

„Lange Zeit war die Reflexion therapeutischen Vorgehens unter störungsspezifischer Perspektive in der systemischen Therapie verpönt“. Und doch liegt der Gedanke ja nahe, das individuelle Störungen durchaus auch Antworten auf systemische Ungleichgewichte sein könnten. Zumindest eine Überprüfung eines solch möglichen Zusammenhangs steht dem systemischer Denken durchaus gut zu Gesicht, wie dieses Werk zeigt.

Durchaus nämlich kennt auch das systemische Konzept und. Die praktische systemische Arbeit Ebenen der Individualisierung, wenn es um Ressourcen und Stärken geht. „Interne. Attribute“, mit denen gearbeitet werden kann. Statt nun Persönlichkeitsstörungen, wie gemeinhin überwiegend üblich, als „Permanenz“ zu postulieren, wäre auch hier ein Weg, den die Autoren aufzeigen, der, nach Ausnahmen, Ressourcen und Lösungen in und um diese Störungen herum zu suchen. Damit ist man nicht „ganz einfach“ im systemischer Ansatz, hat aber eine wichtige Hürde aus dem Weg geräumt, auch die diversen Formen „rein“ individueller Störungen im Rahmend es systemischer Arbeitens mit ähnlichen Mittel wie bei der lösungsorientierten Therapie zunächst anzugehen. Ein Ansatz, der gerade dann hilft und greift, wenn Klienten sich per du nicht so benehmen / reagieren, wie es mit der angebotenen Problemerklärung zusammenpassen würde / sollte.

Wie das nun genau gehen könnte, Persönlichkeitsstörungen /die im Verlauf der Darstellung sorgfältig im Einzelnen beschrieben und systemisch interpretiert werden, in das theoretische Konzept des systemischen Ansatzes einzubinden, dazu gehen die Autoren sorgfältig ihre Schritte.

Auf der Ebene der theoretischen Konzeptuialisierung werden die Kernfragen gestellt und beantwortet.

Wie kann man überhaupt über Persönlichkeitsstörungen systemisch Nachdenken? (Das geht!).

Gibt es systemische Paradigmen, die sich besonders für eine solche Konzeptualsierun eignen?

Wo sind die Grenzen eines solchen Nachdenkens auf der theoretischen, aber auch der therapiepraktischen Ebene?

Das nicht unbedingt dann und immer die gleichen Prämissen und Instrumente im therapeutischen Umgang wirksam sind wie bei anderen Klienten, dass aber das Handwerkszeug eher anders intendiert statt komplett neu erfunden werden muss, dass ist ebenso Ergebnis der Überlegungen der Autoren wie die Darlegung konkret jener Interventionen, die in diesem speziellen und konkreten Fall nützlich und solche, die weniger nützlich aus der Praxis heraus sich dargestellt haben.

Nicht nur in abstrakter Theorie Legen die Autoren dabei ihre Überlegungen vor, sondern, und das ist für den Leser überaus hilfreich, anhand einer ganze Reihe von Fallbeispielen illustrieren die Autoren ihre Erkenntnisse und zeigen so nachvollziehbar in der Praxis und für die Praxis auf, wie Persönlichkeitsstörungen konstruktiv und dabei in Übereinstimmung mit dem systemischen Konzept und der systemischen Therapiepraxis behandelt werden können.

Rezensent: Michael Lehmann-Pape