Rohr, D.: Über die Arbeit mit Genogrammen

hinzugefügt: 4-09-2017
Auswertung von ExpertInneninterviews zur Genogrammerstellung
222 Seiten, Kt, Verlag: Carl-Auer 2017

ISBN: 978-3-8497-9006-6

Fundierte Praxis-Reflexion

Für im Thema Vertiefte ist der Begriff „Genogramme“ sicherlich bekannt, für weniger im Thema eingearbeitete Leser anderseits eher weniger.

„Genogramme sind Visualisierungen der bio-psycho-sozialen Situationen der Familien“. Genogramme ermöglichen den Klienten in der beratenden und therapeutischen Arbeit in der Praxis, Verhaltensmuster zu erkennen und damit sich selbst besser kennen zu lernen.

Das Besondere am vorliegenden Werk ist in Bezug auf die Arbeit mit Genogrammen, dass der theoretische-no0rmative-idealtypische Anteil im Buch deutlich in den Hintergrund tritt zugunsten eines erkennbar vordergründigen deskriptiven Ansatzes.

Wie wird real und tatsächlich mit Genogrammen gearbeitet? (anhand vielfacher Fallbeispiele exemplarisch im Buch bestens dargestellt).

Was sind Vor- und Nachteile dieser Methode? (Aus der Praxis für die Praxis dargestellt)

Wo liegen Möglichkeiten für die praktische Beratungsarbeit, wo sind Grenzen der Methode erkennbar?

Das sind die Leitfragen, denen Dirk Rohr im Buch sorgsam und verständlich nachgeht und damit eine Lücke schließt zwischen den durchaus nicht wenigen theoretischen Darstellungen der Arbeit mit Genogrammen und andererseits der „praktischen Umsetzung vor Ort“.

Zugrunde legt Rohr seiner Darstellung dabei 20 „Experteninterviews“ (als empirische Fundierung) und bietet somit erstmalig empirische Befunde zur Methode. Die im Rahmen eines Forschungsprojektes der TU Köln in die Erstellung einer dann breit nutzbaren App zur Arbeit mit Genogrammen einfließen wird. (Projekt „InGeno“).

Natürlich wird dabei im Buch der Forschungsgegenstand und das Projekt umfassend vorgestellt und das „Forschungsdesign“ Schritt für Schritt dem Leser vor Augen gestellt. Die vielfachen und überaus relevanten Ergebnisse der „Experten“ (jener, die mit Genogrammen bereits ausführlich und breit arbeiten) ist dabei natürlich der Kern der Darstellung und bietet vielfachen Einblick in ein doch überraschend breites Spektrum an Möglichkeiten für den Einsatz der Methode.

Empirische und interessant zu lesende Ergebnisse, die einen der zentralen „Grundstöcke“ der Software-Entwicklung darstellen. Regelrecht spannend (nicht im unterhaltsamen Sinne natürlich), ist es dabei, in der Lektüre nachvollziehen zu können, wie ein „digitaler Helfer“ sich Schritt für Schritt aufbaut und entwickelt.

Bis hin zu Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse nach der „Alpha-Phase“ der Software bleibt das Werk keine Information schuldig und bietet so, trotz der Konzentration auf ein eher noch spezielles Thema auch dem eher noch nur allgemein interessierten Leser eine handfeste und nachvollziehbare Einführung in die Arbeit mit der Methode.

Rezensent: Michael Lehmann-Pape