Hans-Dieter Dumpert / Roger Schaller: Rollenspiel
Verlag: Beltz 2018, 130 Seiten
ISBN: 978-3-621-28529-2
Umfassende Beschreibung von Techniken der Verhaltenstherapie
Letztlich ist es nicht übertrieben zu sagen, dass das Rollenspiel eine zentrale Technik der Verhaltenstherapie ist (natürlich mit begleitenden anderen Möglichkeiten zur Intervention), in der das „Neue“ im geschützten Raum erprobt und das Bedrängende im ebenfalls beschützten Raum tastend seinen Ausdruck zunächst finden kann.
In bester Weise, ruhig, sachlich, breit und gründlich gehen die Autoren in diesem Werk dieser wichtigen Methode nach und führen den Leser Schritt für Schritt vom allgemeinen Rahmen bis zum speziellen Setting in die Methode ein.
Denn schon der Beginn der Darlegungen, die für den Leser ein privates Rollenspiel anleiten, führen umgehend in medias res. Und zwar nicht, wie im weiteren Verlauf des Werkes ebenfalls nicht, auf rein theoretisch-abstrakter Ebene, sondern konsequent praktisch, den Leser mit einbeziehend und durch vielfache Beispiele die einzelnen Inhalte präzise beim Leser verankernd.
Wobei die einzelnen Merkmale der Methode ebenfalls zu Beginn differenziert vorgestellt werden.
„So tun als ob“, „Visualisierungen, die Räumlichkeit und die Handlung“ als wesentliches Merkmal bestimmen, bevor es dann übergeht zur „Erweiterung und Intensivierung“ des je „inneren Erlebens“, das im Rollenspiel in „äußerer Form“ dargestellt wird und damit einer Bearbeitung fassbar zugeführt werden kann.
Mitsamt den dann „bearbeitenden“ Elementen des „Rollenwechsels“ (die Dinge lernen, aus anderer Sicht zu sehen), dem „Mentalisieren“ von Alternativen und neuen Wegen, die angstfrei im geschützten Raum zunächst „gespielt“ werden können, um dann allmählich Eingang in das „reale Leben“ zu finden.
Dieser breiten Vorgabe entsprechen im weiteren Verlauf die Inhalte des klar strukturierten Werkes.
Von der Theorie ausgehend, dass ob der Handlungsorientiertheit der VT die Methode Rollenspiel wichtig für diesen Ansatz ist bi hin zum sorgfältigen Abschreiten der verschiedenen, möglichen „Bühnen“ wird der Leser umfassend in die Grundhaltung des Rollenspiels eingeführt.
Die Arbeit mit einer „Realität-als-ob“ wird ausgedeutet auf ihre Wirkung an sich bereits (ohne dass ein konkretes „Spiel“ bereits begonnen hätte und führt weiter zu immer intensiverer Exploration beim Klienten, die im weiteren Verlauf unter dem Stichwort „Regietechnik“ notwendige Handlungsoptionen für den Therapeuten detailliert vor Augen führen. Bis hin zur Hinzunahme von Objekten (mit einem überzeugenden Plädoyer für „Den Stuhl“ als mannigfaltige Projektionsfläche).
Dies kann man subsumieren unter den zunächst „sich einfach erfahrenden“ Anteilen des Rollenspieles, in dem Kapitel 6 des Werkes den Übergang zum „Verhaltenstraining“ und damit zur Exploration und Veränderung belastender Momente und Gefühle darstellt. Schritt für Schritt werden hier die fünf Lernphasen mit lebhaften Beispielen und klaren Schlüssen der Autoren beschrieben, „die beim Trainieren von Kompetenzen zu durchlaufen sind“.
Mit einem Nebenblick auf die Vergleichbarkeit, zumindest hohe Ähnlichkeit von Rollenspielen und Ritualen werden „ritualisierte Rollenspiele“ der Psychotherapie dem Leser an die Hand gegeben und auch das Thema „Widerstand und Abwehr gegen Rollenspiele“ empathisch betrachtet.
In der Sprache sehr verständlich, im Inhalt sehr praxisorientiert und grafisch im Druck die wesentlichen Inhalte und Beispiele herausgehoben, lässt es sich mit diesem Werk leicht arbeiten und die „Methode Rollenspiel“ von allen Seiten gründlich erfassen.
Rezensent: Michael Lehmann-Pape