Fast zeitgleich mit dem ebenfalls von Oesterdiekhoff herausgegebenen "Lexikon der soziologischen Werke" erschienen, verfolgen die "Schlüsselwerke der Soziologie" ein ähnliches Ziel, nämlich einen Überblick über zentrale soziologische Werke zu geben und als "Informationsgeber und Deutungsangebot eine ebenso hilfreiche wie bei aller Exemplarik dennoch repräsentative Pfadfinderfunktion" (S. X) auszuüben. Der Band richtet sich sowohl an das soziologische Fachpublikum als auch an interessierte Laien. Dies geschieht im Gegensatz zum breit angelegten "Lexikon" unter Beschränkung auf die jüngere Soziologiegeschichte und auf "nur" 202 Werke, denen "neben Originalität, Argumentationsdichte und Erstthematisierung von Problemen beziehungsweise Einblicken [...] ihr Einfluß, ihre Ausstrahlung und damit nicht zuletzt die Ambiguität der aufgeführten Texte eine Berücksichtigung in dieser Zusammenstellung" (S. IX) sicherte. Dies führt dazu, daß die Beiträge deutlich umfassender und informativer sind als im "Lexikon", auch wenn 2 bis 5 Seiten pro Titel immer noch relativ wenig Platz sind, um die mitunter monumentalen Arbeiten angemessen vorzustellen.
Im Sinne einer einheitlichen Darstellung sind alle Beiträge in den "Schlüsselwerken" nach einem bestimmten Muster verfaßt, zu dem die ausführliche Beschreibung von Inhalt, Entstehungsgeschichte, Rezeption und Wirkung des Werkes ebenso gehört wie biographische Autorenangaben, bibliographische Informationen und weiterführende Literaturhinweise. Abgerundet wird der Band durch ein Titelregister und ein Register der beteiligten Autoren samt Beitrag. Schlagwort- und chronologisches Werkregister ließen sich jedoch - obwohl auf der Umschlagrückseite versprochen - im Rezensionsexemplar nicht finden.
Unklar bleibt dem Leser beider Bände das Verhältnis der "Schlüsselwerke" zum bereits mehrfach angesprochenen "Lexikon", in dem die allermeisten Werke aus erstgenanntem Band ebenfalls - wenn auch in der Regel von anderen Autoren - besprochen werden. Aufgrund der ausführlicheren Darstellung und der Konzentration auf weniger, dafür aber um so bedeutsamere Titel ist dabei in jedem Fall den "Schlüsselwerken" der Vorzug zu geben.


Erschienen im VS_Verlag.

Rezension von Thorsten Heien