Winfried Schmähl und Klaus Michaelis (Hrsg.) - Alterssicherung von Frauen

hinzugefügt: 10-03-2002
Opladen: Westdeutscher Verlag, 2000 (165 S.)
ISBN 3-531-13566-X

Der Sozialstaat steht in Deutschland, aber auch andernorts, gegenwärtig vor zahlreichen Herausforderungen. Kaufmann (1997) sieht diesbezüglich neben den vieldiskutierten demographischen (Geburtenrückgang und steigende Lebenserwartungen), ökonomischen (strukturelle Arbeitslosigkeit), internationalen (Globalisierung; Europäische Integration) und kulturellen (Akzeptanz des Sozialstaates) Herausforderungen auch eine soziale Herausforderung des bestehenden sozialpolitischen Arrangements. Letztere besteht unter anderem im Wandel der Geschlechterrollen und der damit einhergehenden Infragestellung des "male breadwinner"-Modells (dauerhafte Erwerbstätigkeit der Männer bei lediglich sporadischer Erwerbstätigkeit der Frauen). Dies hat vor allem für die Alterssicherung Konsequenzen, stellt sich doch hier die Frage nach einer eigenständigen Absicherung von Frauen anstelle der bisherigen "abgeleiteten" Absicherung.
Der von Schmähl und Michaelis herausgegebene Band widmet sich diesem Thema. In insgesamt neuen Beiträgen beleuchten ausgewiesene Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Verbänden, Politik und Wirtschaft die Frage aus verschiedenen theoretischen und empirischen Blickwinkeln. Eingeleitet wird der Band durch einen Beitrag von Schmähl, der die Alterssicherung von Frauen im ökonomischen, gesellschaftlichen und politischen Wandel thematisiert. Riedmüller diskutiert anschließend den Wandel frauen- und familienpolitischer Leitbilder von der Entstehung der Arbeiterrentenversicherung 1889 bis zur Gegenwart, ehe Ostner auf struktureller Ebene den Veränderungen von Haushaltsformen, Ehe und Familie nachgeht. Allmendinger und Maier untersuchen in ihren Beiträgen auf der Basis einschlägiger Quellen die Erwerbssituation von Frauen und die resultierenden Alterseinkommen. Wie Berufstätigkeit und Familie in der Praxis miteinander vereinbart werden können, zeigt David anhand des Projektes "consens" der Commerzbank. Reinhard widmet sich im Anschluß unter sozialrechtlicher Perspektive der Alterssicherung von Frauen im internationalen Vergleich. Abgeschlossen wird der Band durch zwei "institutionelle Stellungnahmen". Zum einen ein Beitrag von Mascher zu den Reformplänen der rot-grünen Bundesregierung, zum anderen ein Beitrag von Michaelis zu entsprechenden Überlegungen der Träger der gesetzlichen Rentenversicherung.
Der Band von Schmähl und Michaelis bietet insgesamt einen gelungenen aktuellen Überblick über ein zwar spezielles, nichtsdestotrotz aber wichtiges sozialpolitisches Thema. Allen an der Materie Interessierten kann er daher nur dringend empfohlen werden.


Erschienen im VS_Verlag.

Rezension von Thorsten Heien