Maria Egli / Daniela Rütsche - ...aber schön muss sie sein.

hinzugefügt: 12-08-2002
Über Macht und Ohnmacht weiblicher Schönheitsideale. Diplomarbeit Höhere Fachschule im Sozialbereich HFS Zentralschweiz. 1. Auflage 1998 125 Seiten. 45.00 sFr. / 28.00 €
ISBN 3-905584-02-6

Bei der Arbeit in einer Beratungsstelle für Alkohol- und andere Suchtprobleme sowie in einem öffentlichen regionalen Sozialdienst stellten die beiden Autorinnen fest, dass viele attraktive Frauen eine zwanghafte Beschäftigung mit Äusseren haben und dass hinter einem selbstbewussten, modisch- attraktiven Auftreten häufig große Selbstzweifel stecken. Daraus entwickelten sich zahlreiche Fragestellungen, u.a. auch warum Werte wie Attraktivität und Schönheit bei Frauen mehr bedeuten als bei Männern. Erste Überlegungen und Literaturstudien verdeutlichte den Autorinnen, dass die Frage um weibliche Schönheitsideale nicht unabhängig von der Geschlechterfrage behandelt werden kann. Die zentrale Fragestellung für die vorliegende Arbeit lautet daher inwiefern das weibliche Schönheitsideal die individuellen (Macht-) Ressourcen und Zugänge von Frauen vergrößert und/ oder verkleinert hat und welche Wirkungen sich daraus im gesellschaftlichen Kontext ergeben.
In der Diplomarbeit von Maria Egli und Daniela Rütsche sind die wichtigsten Publikationen zu dem Thema zusammengefasst. Dabei haben die Autorinnen versucht, sich möglichst differenziert mit den einzelnen Facetten des weiblichen Schönheitsideals auseinanderzusetzen.
Sie beschäftigen sich konkret mit dem, was wir heute unter Schönheitsideal verstehen, welche Körper- und Selbstbilder man unterscheiden kann und wie Frauen sich dabei erleben. Weiter werden Essstörungen beschrieben, der Sport und seine Bedeutung im Kontext des Schönheitsideals wird näher beleuchtet, sowie auch die Schönheitschirugie.
Desweiteren werden die gesellschaftlichen Bedingungen weiblicher Schönheitsideale untersucht. Wie ist das Schönheitsideal in der Gesellschaft verankert von der Altssteinzeit bis heute und wie wird es heute zur Regulierung des gesellschaftlichen Standorts der Frauen genutzt? Außerdem fragen die Autorinnen nach wie profitabel das Schönheitsideal als Industriezweig ist.
Die Autorinnen erklären in ihrer Einleitung selbst, dass ihre Arbeit eine „Sammler-Arbeit“ darstellt. Diese Aussage ist meiner Ansicht nach sehr treffend, da Maria Egli und Daniela Rütsche in ihrem Buch einen gut lesbaren und sehr umfangreichen theoretischen Überblick Bedingungen und Auswirkungen weiblicher Schönheitsideale.
Empfehlenswert ist das Buch für alle diejenigen, die sich für das Thema, aber auch besonders für Frauen, die im Rahmen von Sozialarbeit mit Frauen arbeiten. Die Autorinnen haben die Hoffnung, dass ihre Arbeit zur Ausgangslage für neue kreative Lösungsstrategien sowohl in sozialarbeiterischen Beratungssituationen aber auch in Bezug auf präventive Maßnahmen werden könnte und haben demzufolge ein Kapitel ihres Buches der Bedeutung des weiblichen Schönheitsideals für das sozialarbeiterisches Handeln gewidmet.


Erschienen im Edition Soziothek Verlag.

Rezension von Jacqueline Diercks