Christian Müller: Medien, Macht und Ethik
ISBN 3-531-13707-7
Obwohl Christian Müller das schier endlose Themenfeld der Medien aus kulturwissenschaftlicher Sicht betrachtet, ist dieses Buch auch für Interessierte aus anderen wissenschaftlichen Bereichen relevant. Gerade bei vieldiskutierten Fragen wie Moral und Ethik gehen die Meinungen ja in alle Richtungen und die Kulturwissenschaften können sicher einen Teil zu dieser öffentlichen Diskussion beitragen, beschäftigen sie sich doch – und insbesondere dieses Buch – mit dem Individuum in einer immer größeren und bedeutenderen Medienwelt. Gerade mit dem Selbstverhältnis von Individuen in der Medienkultur befasst sich Müller in Kapiteln wie „Kultur und Macht“ oder „Kultur und Ethik“. Während unter Kapitel IV., „Medien und Diskurs“ auf Begriffe wie „Macht“ oder „Diskurse“ eingegangen wird, befasst sich das Folgende mit der Definition, Bedeutung und Funktion von Medienaussagen. Oft mit Rückgriff auf Focaults Arbeiten wird Medienethik als diskursives Geschehen definiert, in dem der Einzelne kulturell situiert ist und Machtverhältnisse bestehen.
Die Diskurstheorie aus den Kulturwissenschaften besagt kurz gesagt, dass regulierte Möglichkeiten der Kommunikation über etwas bestehen, die ein bestimmtes Wissen und bestimmte Repräsentationen produzieren bzw. konstituieren.
Der Begriff der Verantwortung muss in diesem Zusammenhang natürlich auftauchen. In einer schier unüberblickbar gewordenen Medienwelt trägt der Einzelne die Verantwortung selbst, was er sich aus welchen Medien wie aneignet. Dies ist wohl einer der wesentlichsten Unterschiede im Vergleich zu früheren Zeiten, in denen die Medienlandschaft noch nicht so ausgeprägt war.
So sind auch Medienaussagen eben nicht eindeutig, sondern erlangen erst durch das Individuum eine bestimmte Bedeutung.
Das Thema „Medien, Macht und Ethik“ wird in diesem Buch zwar interessant aufgegriffen, jedoch wird dazu wohl noch viel mehr zu sagen und zu forschen sein – was zugegebenermaßen im Rahmen eines einzigen Buches kaum möglich ist.
Erschienen im Westdeutschen Verlag
Rezension von Christoph Lottes