Christian Hinrichs: Onlineberatung

hinzugefügt: 13-11-2003
Einführung zu einem neu erschlossenen Feld der Sozialen Arbeit. 70 Seiten. Chemnitz 2003.
ISBN 3-935607-14-8

Onlineberatung oder Beratung im Internet ist ein spannendes und neues Thema, zu dem es nur wenig Literatur, mittlerweile jedoch eine große Anzahl von Diplom- und Studienarbeiten gibt. Diese Tatsache dokumentiert die Aktualität und das große Interesse an diesem Thema. Der vorliegende Titel von Christian Hinrichs basiert ebenfalls auf einer erweiterten Fassung der Diplomarbeit des Autors.
In seiner Einführung möchte der Autor die wichtigsten Grundlagen eines Beratungssettings im Internet erläutern und auf die Unterschiede zum Face-to-Face Setting hinweisen. Hierzu versucht er die Besonderheiten der textbasierten und computervermittelten Kommunikation darzustellen. Christian Hinrichs versäumt es jedoch, auch wenn es sich um eine Einführung handelt, wichtige Kommunikationsmöglichkeiten zu erwähnen. Seine Ausführungen beschränken sich auf die Kommunikation per Email und per Chat. Foren, Newsgroups, MUDs oder Messenger werden nicht berücksichtigt. Ebenfalls sehr "dünn" fällt die Beschreibung der Besonderheiten der Kommunikation im Internet aus. Das Erklären von Akronymen und Emoticons ist sicher richtig, da diese eine Übertragung von Zuständen und Gefühlen in eine textbasierte Form erlauben. Sie sind jedoch mehr Stilblüten, als Besonderheiten. Die echte Besonderheit zeigt sich meiner Meinung nach eher in der Reduktion der Kommunikationskanäle. Eine Erläuterung der Reduktionstheorien wäre demnach auch, oder gerade, in einer Einführung sinnvoll.
Im zweiten Teil des Buches widmet sich der Autor der Onlineberatung. Hierzu liefert er eine kurze (8 Seiten) Definition von Beratung anschließend noch kürzer (7 Seiten) zur Onlineberatung. Auch Einführungen sollten ein solch komplexes Thema ausführlicher behandeln dürfen. Zum Abschluss beschreibt der Autor noch ein Projekt (Telefonseelsorge Köln),welche Onlineberatung anbietet und eine eigene Datenerhebung zum Thema.
Ich kann diese Einführung nicht empfehlen, da Sie inhaltlich zu viele Lücken offen lässt. Auch wenn es sich um eine Einführung handelt, dürfen wichtige Punkte der Onlineberatung nicht unerwähnt bleiben. Die Punkte, die vom Autor erläutert werden fallen auch zu dünn aus und der Text wirkt zu dem sehr konfus. Ein profunderer und wissenschaftlicherer Umgang mit diesen Thema wäre wünschenswert. Die Aufgestellte These "neues Feld der Sozialen Arbeit" wird nicht aufgelöst. Wer sagt, dass das, was dort passiert, wirklich Soziale Arbeit ist? In der Literatur wurde dies bisher noch nicht geklärt. Da die Arbeit nur etwas mehr als 60 Seiten umfasst, wäre für solch einen ergiebigen Diskurs noch reichlich Platz vorhanden gewesen. Als Alternative schlage ich "Aufgefangen im Netz" von Norbert Götz vor.

Erschienen im Rabenstück Verlag.

Rezension von Jörg Warras