Maurizio Bach (Hrsg.): Die Europäisierung nationaler Gesellschaften.
ISBN: 3-531-13591-0
Im Mai 2004 steht durch den Beitritt von 10 Ländern – Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Zypern – zur Europäischen Union (EU) ein weiterer Meilenstein der europäischen Integration bevor. Durch die Osterweiterung entsteht die “EU der 25” mit dann über 400 Millionen Einwohnern aber auch einem deutlich größeren Wohlfahrtsgefälle als bisher. Nichtsdestotrotz werden Fragen der sozia-len Integration im Sinne sozialpolitischer Kompetenzen und Maßnahmen supranationaler Gemeinschaftsorgane eine sehr geringe Rolle spielen. Vielmehr wird es wie in der Vergan-genheit (Stichworte: Gemeinsamer Markt; Wirtschafts- und Währungsunion) vornehmlich um die politische und vor allem wirtschaftliche Integration gehen. Analog zu den Inhalten des Integrationsprozesses verlief bisher die wissenschaftliche Beschäftigung mit eben die-sem Prozess: Während sich Ökonomen und Politologen mehr oder weniger intensiv mit der Thematik beschäftigten, hielten sich Soziologen eher zurück.
Dies wird sich durch den von Bach als Sonderheft der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie herausgegebenen Sammelband “Die Europäisierung nationaler Gesell-schaften” sicherlich ändern. Im Vordergrund stehen dabei Fragen nach dem Beitrag der Soziologe zur Erforschung der europäischen Integration, den spezifischen soziologischen Problemstellungen der Dynamik der Europäisierung der nationalen Gesellschaften und den theoretischen und konzeptionellen Herausforderungen für das herkömmliche Gesellschafts- und Institutionenverständnis der Soziologie. Thematisch ist der Band untergliedert in sechs Bereiche: a) Institutionenbildung und Institutionenkonflikte; b) Marktbildung, Konvergenz und Sozialintegration; c) nationaler und europäischer Bürgerstatus; d) Politischer Öffent-lichkeiten; e) Migration sowie f) gesellschaftstheoretische Perspektiven.
Dass der an mit der Thematik befasste Studenten wie Sozialwissenschaftler gerichtete Sammelband sein Ziel des “Öffnens neuer Forschungshorizonte” erreichen wird, steht an-gesichts der skizzierten thematischen Breite und der hohen Qualität der insgesamt 20 Bei-träge (u. a. von Klaus Eder, Jürgen Gerhards, Richard Münch) außer Frage.
Rezension von Thorsten Heien