Sucht und Männlichkeit: Grundlagen und Empfehlungen
hinzugefügt: 6-03-2006
"Seit 1994 beschäftigt sich das Bundesamt für Gesundheit (BAG) mit der Frage des Geschlechts bei der Behandlung von Abhängigkeiten. Ein erster Bericht (3) diente als Grundlage für Überlegungen zur Stellung der Frau in den Therapieeinrichtungen; ihm folgten weitere Publikationen (1, 2) sowie ein Austausch praktischer Erfahrungen (als Beispiel sei die Plattform „Femmes et Dépendances“ angeführt).
Das Verhältnis der Männer zur eigenen Gesundheit wird in Europa und insbesondere in Deutschland erst seit kurzem untersucht. In der Schweiz hat das Thema „Männergesundheit“ seit 1995 an Beachtung gewonnen;
es wurden mehrere Workshops und Projekte zusammen mit dem Bildungszentrum Gwatt durchgeführt (7). Daraus entstand ein Manifest zur Männergesundheit, das im April 2000 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Fragen zur Abhängigkeit bei Männern werden trotz der Sorge, die das Thema einigen Akteuren bereits bereitete, erst seit 2001 untersucht, d.h. ab dem Moment, als das BAG den Auftrag zur Gleichstellung der Geschlechter um das Thema Männlichkeit erweiterte.
Zwei Aufträge wurden bereits umgesetzt: Der erste Auftrag thematisiert die Problematik in der Schweiz (Epidemiologie, Analyse der Ursachen und Risikofaktoren, wirksame Ansätze in Therapie und Prävention) und vermittelt einen Überblick über die wissenschaftliche Literatur in Europa.
Verantwortlich für diesen Auftrag ist Franziska Güttinger vom Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung (ISGF) in Zürich (4). Harald Klingemann (Schweizerische Suchtforschung und Beratung in Bern, SSB) als Autor des zweiten Auftrags (5), ergänzte ein Jahr später diese Informationen mit einer soziologischen Reflexion über die Männlichkeit und erweiterte die Literaturliste um mehrere publizierte Arbeiten. Diese beiden Dokumente waren Grundlage und Ausgangspunkt für den vorliegenden Bericht. So stammen zahlreiche wissenschaftliche Literaturhinweise aus den bisher nicht veröffentlichten Berichten der beiden oben genannten Autoren. Sie werden hier unter Angabe der Originalquelle zitiert. Gemäss dem Auftrag des BAG wurden die Daten und Informationen der
beiden Berichte aktualisiert und ergänzt.
Die Suche nach wissenschaftlichen Studien und Artikeln wurde auf die internationale Gemeinschaft ausgedehnt und das Literaturverzeichnis für weniger wissenschaftliche Publikationen geöffnet. Gleichzeitig wurden neue Themenbereiche hinzugefügt. Fachleute mit der grössten Erfahrung auf dem Gebiet der männerspezifischen Suchtarbeit wurden gebeten, ihre Erfahrungen einzubringen und Wege für die künftige Entwicklung aufzuzeigen. Schliesslich wurde eine Reihe von Empfehlungen für Entscheidungsträger und Fachleute formuliert, die sich mehr oder weniger eng mit Fragen der Sucht befassen." (Einleitung)