Karlheinz Benke: Geographie(n) der Kinder. Von Räumen und Grenzen (in) der Postmoderne.
ISBN 3-89975-506-5
"Ein dickes Ding" über Kinderräume/Kinderwelten
Diese „Geographien der Kinder“, die in Wirklichkeit Kinder und Kinderräume behandeln, sind ein „dickes Ding“: höchst umfangreich mit einem ebensolchen Literaturverzeichnis (enormes Zugangsspektrum!) bzw. über die theoretischen Zugängen zu Beginn (zB. postmoderne Gesellschaft) nicht immer leicht zu lesen. Dazu trägt auch ein sehr wissenschaftlicher, persönlicher Stil bei… für Zwischendurch ist dieses Buch kaum geeignet, aber auch nicht gedacht gewesen.
Dafür wird man vermutlich mit einer Umfänglichkeit konfrontiert, die in der deutschen Buchlandschaft sicher eine Bereicherung für jene, die beruflich für/mit Kinder/Jugendlichen arbeiten, darstellen kann. Von den (theoretsichen) Schwierigkeiten, diese „Geographien, Räume, Welten etc“ in ein Konzept bzw. eine gelungene Gliederung überzuführen, ist für mich nicht viel zu spüren. Die Einteilung des Autors in „real-konkrete, virtuelle und irreal-fiktive (Ängste) Kinderräume/Welten“ scheint als Strukturierungshilfe plausibel und wird in jeweiligen Altersabschnitten von Kindern, auch aus deren Sicht, betrachtet.
Als verdienstvoll erachte ich im übrigen die Abweichung von traditionellen Räumen (Schule, Freizeit, klassische Familie…) durch „andere“ Räume (alternativ-pädagogische Räume bzw. Kinderuniversitäten, familiale Räume wie zB. Wohngemeinschaften), die die traditionellen ergänzen und so Augenmerk erhalten.
Thesen jeweils zu Beginn vieler Kapitel nehmen die kommenden Erkenntnisse vorweg; vielleicht wären diese zum Schluss des Kapitels angezeigt gewesen. Gesprächsnotizen/Berichtsblöcke von und mit Kindern (im Originalton, meist auch im österreichischen Dialekt!) lockern diese doch sehr dichte Arbeit etwas auf.
Hauptthese scheint jedenfalls zu sein, dass der virtuelle Raum als Ersatz für den verlorenen Realraum dient und von den Handelnden auch so genützt wird.
Die Betrachtungen im Schlusskapitel fassen wie man vermutet zusammen und schmieden soagr eine Hypothese (ein Germteig-Käse-Modell – sehr origineller Name!), welchen Einfluss die diskutierten Faktoren nicht nur auf Buben und Mädchen, sondern vor allem für den Umgang mit beiden Geschlechtern haben.
Rezension von W. Guggenberger, Sozialpädagoge
Erschienen im M. Meidenbauer Verlag (München)