Wimmer, R.; Glatzel K.; Lieckweg, T. (Hg.): Beratung im dritten Modus

hinzugefügt: 21-04-2014
Verlag: Carl-Auer, Heidelberg 2014

ISBN: 9783849700355

Konzentration der Komplexität auf handhabbare Fragestellungen

Die Diagnose der Ausgangssituation (unter „Hintergrundbeachtung“ der Komplexität).
Die Zukunft erfinden.
Eine Entscheidung treffen zwischen den Strategieoptionen .
Das Zukunftsbild ausarbeiten.
Die Organisation in Richtung dieses Bildes hin organisieren.
Den Prozess einem strategischen Controlling unterwerfen.
Die Implementierung der Strategie in das Unternehmen.

Diese sieben Schritte setzen die Herausgeber und die diversen Autoren im Buch als Modus einer gelingenden Strategieberatung und Strategieentfaltung angesichts der Realität eines sehr komplexen Umfeldes für Organisationen. Eine Komplexität, die nicht „einfach so“ herunter gebrochen werden kann und die nicht „einfach so“ ignoriert werden sollte, wenn eine gezielte Neuausreichung oder die Veränderung von Teilen der Organisationsstrategie angegangen werden soll.

Dieses veränderte Komplexitätsniveau bedarf nun, gerade in der Entwicklung der letzten Jahre, einer Antwort auf die dadurch veränderten Anforderungen an eine entsprechende Beratung (und die jeweiligen Berater).

Der „dritte Modus“, der im Buch fundiert und praxisnah vorgestellt wird, bietet für in der Beratung Tätige eine Methode, mittels derer die Komplexität einerseits gesehen und einbezogen werden kann, andererseits aber die wichtigen Linien daraus herausgefiltert werden können, um diese in bearbeitbaren Einheiten dann angehen zu können.

„Beratung im dritten Modus meint die Beratung von Organisationen unter Bedingungen dramatisch gestiegener Komplexität“. Eine Situation, die heutzutage gar nicht mehr alleingültig durch Expertenwissen alleine bewältigt werden kann. Daher bedarf es der Entwicklung zunächst einer „Hintergrundkarte“, auf der dann erst die aktuellen Fragestellungen entsprechender Organisationen auf eine handhabbare Weise erfasst werden können.

Wenn Organisationen als „sinnverarbeitende System“ definiert werden, wie es diesem Buch zugrunde liegt, dann ergibt sich daraus, die Sinnzusammenhänge zunächst zu „kartographieren“, bevor in diesem System dann Stellschrauben für die gewünschten Veränderungen ausgemacht und „bedient“ werden können.

Im Lauf der Lektüre wird deutlich, wie das gehen könnte. Wie die konkrete Organisation in drei grundlegenden „Sinndimensionen“ „gleichzeitig betrachtet“ werden kann (und sollte).

„Aufgabenbezug“, „Einbettung in unterschiedliche Zeithorizonte“ und „die sozialen Beziehungen“. Sinndimensionen, die gegenwärtig viel mehr als zu früheren Zeiten als Einheit betrachtet und bearbeitet werden müssen, um das „Gesamte“ in eine konstruktive und sinnhafte Bewegung zu führen.

Gerade durch den Ansatz im Buch, vielfach konkrete Beratungsfälle beschreibend zu reflektieren, wird der „dritte Modus“ und dessen einzelne Instrumentarien verständlich verdeutlicht, auch wenn es einer gewissen Einarbeitung in die komplexe Sprache und spezielle Begrifflichkeit dieser Form der systemischen Beratung bedarf. Mit einem ebenso praxisnahen Einblick in die Wege persönlicher Professionalisierung einiger Berater, die mit dieser der zunehmenden Komplexität begegnet sind (und Lösungen in ihrem Beratungsansatz hierzu gefunden haben).

Alles in allem, eine fundierte und praxisnahe Darstellung des „dritten Modus“ im Rahmen der systemischen Organisationsberatung, mittels dessen der zunehmenden Komplexität in den „sinnverarbeitenden Organisationen“ begegnet und auf der Basis dieser Komplexität unter Auswahl an Aufgaben beratend gut gearbeitet werden kann.

Rezensent: Michael Lehmann-Pape