Bernhard Pörksen, Friedemann Schulz von Thun - Kommunikation als Lebenskunst
Verlag: Carl Auer Verlag 2015
ISBN 978-3-8497-0049-2
Breiter Einblick in die „Welt der Kommunikation“
Friedemann Schulz von Thun hat ein breites Werk bereits vorgelegt. Inspiriert von den Arbeiten Carl Rogers und Thomas Gordon, neugierig und suchend auf dem gesamten Feld der Forschung und der Erkenntnisse über den „Kern sozialen menschlichen Seins“, der Kommunikation.
Dieser neue Band nun, als Gespräch angelegt, bietet wesentlich mehr als eine „Plauderei“ über die Erkenntnisse Schulz von Thuns. In sehr verständlicher und persönlicher Form wird hier das gesamte Feld der Kommunikationsforschung und der Kommunikationskonzepte der letzten Jahrzehnte bedächtig abgegangen und in seinen grundlegenden Elementen fundiert dargelegt.
Ein Anliegen, dem die Form des Buches übrigens in bester weise korrespondiert. Denn nicht nur als Wissenschaft, nicht nur als „Methode“, nicht nur als „Ausbildung“ kann die Kommunikation von Watzlawick über Rogers bis zu Thun von Schulz angesehen werden, sondern letztendlich bildet die Fähigkeit zur klaren, nicht wertenden Kommunikation, die einen echten Dialog „mit Folgen“ in Gang setzt, tatsächlich eine Form der Kunst.
„Kommunikationsrezepte“, methodisch starre Abläufe, mechanische Nutzung von Variablen, all das führt nicht zum Ziel, zumindest nicht zum gewünschten Erfolg, sondern die innere Haltung, das Wissen um die Theorie der Kommunikation, Empathie und ein feines Gespräch für das, was gerade „dran“ ist bilden ein untrennbares Geflecht für eine gelingende Kommunikation, dann auch natürlich im professionellen Rahmen.
Wie schon jahrzehntealte Untersuchungen gezeigt haben, die „Methode“, nach der ein Berater oder Therapeut seine Ausbildung absolviert hat ist letzten Endens wesentlich weniger entscheidend für den Erfolg einer Beratung oder einer Therapie als die Kunst der wertschätzenden, verstehenden und authentischen Haltung, die innerlich erworben werden will und muss.
Nicht ohne Grund verweist Schulz vom Thun in diesem Gesprächsband ein um das andere Mal auf die „Lebensphilosophie“, eben auf jene Haltung, die hinter aller gelingenden Kommunikation steht.
Von der Kommunikationstheorie (Sender-Empfänger, Lob des (richtig genutzten!) Missverständnisses über die „vier Verständlichmacher“ (Gliederung, Ordnung, Kürze, Prägnanz) hin zu den Feinheiten der allgegenwärtigen Dynamik von Beziehungen bietet Schulz von Thun, angeregt durch die treffenden Fragen Pörksens, einen tiefen Einblick in die Grundlagen seines Denkens und die Kernelemente seiner Erkenntnisse aus seiner Arbeit.
Bis hin zu einem sich daraus ableitenden, konkreten Menschenbild, welches sich im Prozess immer weiter entwickelt und verfeinert.
Wohlgemerkt, in diesem Band geht es zwar auch um mögliche Ableitung für den „ganz normalen Alltag“, aber Kommunikation wird von Schulz von Thun auf einer hochprofessionellen Ebene zunächst betrieben und erforscht, aus der sich dann allgemeingültige und „einfache“ Erkenntnisse ableiten, die auch für den „normalen“ Leser (der nicht professionell im Beratungswesen tätig ist) dann vielfache Anregungen für die alltägliche Kommunikation austragen.
Auf dem Weg der „Suche nach Stimmigkeit in Kommunikation und Leben“ ist Schulz von Thun führ wahr weit vorangegangen und bietet dem Leser faszinierende Einblicke und „Aha-Erlebnisse“ in diese „alltägliche“, aber leider nicht immer gut beherrschte Ausdrucksform menschlichen Seins. Bis zum „Ende der Kommunikation“ hin, den Fragen von Glück und Tod.
Eine sehr empfehlenswerte Lektüre.
Rezensent: Michael Lehmann-Pape