Burgstaller, Susanne (Hg.): Lösungsfokus in Organisationen

hinzugefügt: 15-04-2015
Zukunftsorientiert beraten und führen
Mit einem Vorwort von Mark McKergow und Jenny Clarke
264 Seiten, 17 Abb., Gb, Carl Auer Verlag 2015, 34,00 €

ISBN 978-3-8497-0064-5

Übertragung des lösungsorientieren Ansatzes in die Organisationsberatung

Vielfach bereits hat der lösungsorientierte Ansatz, die konkrete Beratung in Bezug auf ein konkretes Problem unter Eruierung und Nutzung vorliegender (oft unbewusster oder unterbewerteter) Ressourcen, ohne explizite Vertiefung in die (auch frühkindlichen) Ursachen des Problems Einzug in die Therapie, Beratung und das Coaching gefunden.

Sich innerhalb des breiten Rahmens der systemischen Therapie rein mit der Lösung eines anliegenden Problems zu beschäftigen führt nachweislich zu einer deutlichen und schnellen Verminderung der Symptome und zu einer Stärkung der Person durch reale, positive Erfahrungen, mit „Bordmitteln“ auch vertrackt scheinenden Problemen begegnen zu können.

Aufgrund dieser gut dokumentierten Erfahrungen macht es gerade Sinn, diese Herangehensweise auch in Bezug auf Organisationen zur Anwendung zu bringen. Hier findet sich noch klarer und häufiger die Notwendigkeit, kurzfristig Lösungen aus festgefahrenen Situationen zu finden, Entscheidungen auf bestmöglicher Grundlage zu treffen und mittelfristig dadurch genügend Freiraum zu schaffen, um auch destruktive, teils verhärtete Strukturen lösungsfokussiert verändern zu können.

So geht auch dieses Buch fokussiert und aus der Erfahrung der Praxis heraus den aktuellen Problemen und dagegen lösungsfokussierten Möglichkeiten der Organisationsberatung nach. Durch die verständliche Sprache, die klare Struktur (gerade in den theoretischen Anteilen des Buches) und die vielfachen, eingängigen Praxisbeispiele erhält der Leser einen guten Einblick in das, was eine lösungsfokussierte Arbeit sich zum Ziel setzt, in die dahinterliegende Theorie, in die Methoden, Instrumente und Abläufe eines solchen Vorgehens.

Eine Art des Denkens, welche die „emergente und interaktive Qualität menschlicher Aktivitäten anerkennt“, eine Darstellung, in der „die Sinnlosigkeit vieler Zugänge zum Change Management (denen oft der „dynamische Prozess“ dazwischen kommt).

Vor allem die „Mündigkeit“ des Ratsuchenden (hier Organisationen, die durch Menschen natürlich konstituiert sind und sich durch Menschen darstellen).

Im Blick auf die Vielzahl komplexer, teils unbewusster Störungen in den Abläufen reicht hierzu der „angeborene Wunsch nach Lösungen“ nicht aus. Aufgrund automatisierter Strategien (und das kann jeder Leser am eigenen Leben betrachten), ist eine Änderung der Strategien, überhaupt deren Erkenntnis und Anerkenntnis, in der Regel „aus dem Bauch heraus“ schlich nicht möglich. Im Gegenteil neigen Menschen unter Druck zu einer verstärkten Nutzung ihrer inne liegenden Strategien. Strategien, die in vielen Fällen die konkreten Probleme ja erst zementiert haben.

Falls Menschen überhaupt „von Natur aus“ lösungsfokussiert handeln und nicht, wie in der aktuellen Diskussion eher angenommen wird, „Fehlerfixiert“ ihr Leben und Handeln reflektieren.

Um über die „alltägliche Reparaturlogik“ hinauszusehen bedarf es sehr grundlegend eines „Blickes mit von außen“, einer Beratung und, in diesem, die Fähigkeit, eine gemeinsam erarbeitete Lösung zu finden und, vor allem, diese im Fokus der Beratung zu halten.

Wie das geht, warum das so ist und was das praktisch bedeutet, davon kündet dieses Buch in umfassender und fundierter Form.

Von der „Verortung“ der lösungsfokussierten Beratung auf einer „Landkarte der Beratung“, von den theoretischen Grundlagen, von den Prinzipien und Werkzeugen und von einer Vielzahl präzise und nachvollziehbar beschriebener Anwendungsfelder und der Beratungspraxis.

Ein sehr informatives, sehr für im Bereich arbeitende Personen zu empfehlendes Buch, das jenen „neuen Blick“ eröffnet, der neue Wege einschlagen lässt und für diese das entsprechende Handwerkszeug zumindest für erste Schritte und Ansätze zur Verfügung stsellt.

Rezensent: Michael Lehmann-Pape