Casula, C.: Gärtner, Prinzessinnen, Stachelschweine

hinzugefügt: 18-04-2017
Metaphern und Geschichten für die persönliche und berufliche Entwicklung
304 Seiten, 34,95 €,
Verlag: Carl-Auer 2017

ISBN 978-3-8497-0177-2

Zur Entwicklung individuell wirksamer „Entwicklungsbilder“

Der Titel zumindest macht zunächst neugierig, denn was haben die drei erwähnten „Gattungen“ miteinander zu tun und, weitergedacht, wie können „Stachelschweine“ als Bild für eine persönliche Entwicklung dienen?

Wenn man dann noch mitbedenkt, dass Consuelo Casulo als Hypnosetherapeut tätig ist, denn lichtet sich das Dunkle bereits ein wenig mehr. Unbestritten zudem ist ja durchaus auch, dass Bilder, Metaphern, bildkräftige kleine Geschichten griffige Anhaltspunkte für den aktuellen Stand der inneren Dinge, Visualisierungen von Zielen und Visionen und auch als prägnante Benennung (noch) hindernder Gründe in großer Breite sich als zweckmäßig bereits in der therapeutischen Arbeit und Beratung erwiesen haben.

Um im professionellen Bereich mit dieser Methode dann effektiv arbeiten zu können, bedarf es natürlich dann auch nicht nur eines assoziativ gelungenen Bildes, sondern auch des Wissens um die Grundalgen zur Gestaltung und Verwendung von Geschichten.

Semantik, Sprachmuster, Erzählweise.

Das Buch leistet dabei in der Hinsicht auf die Nutzung von Bildern und Metaphern eine umfassende Arbeit. Die Grundlagen von Geschichten und Erzählungen, der Einbau von griffigen Bildern und deren erzählerische Umsetzung für bestmögliche Wirkung, all das findet sich, umgeben von vielfachen praktischen Beispielen und praktischen Bezügen, im Buch.

Und so entfaltet sich auch die Bedeutung des Titels, wenn Casula den Leser darauf hinführt, dass Gärtner für „Weisheit und Geduld“ und die Kenntnis „natürlicher Abläufe“ stehen. Der den Boden „bereit, aussät“ und die Saat betreut.

Während Prinzessinnen, trotz manchen unangenehmen Hochmuts, für Visionen, das Streben nach vorne, nach oben, nach „weiter“ beste, griffige Bilder abliefern und als Symbol für das eigene, innere Potential dienen.

Wobei auch „Stachelschweine“ nicht unwichtig sind, wenn es im Leben um Angriff und Verteidigung, Abwehr von negativen Energien, aber auch die Beherrschung eigener Instinkte und Triebe geht.

Dabei bleiben die drei erwähnten Symbolfiguren bei Weitem nicht alleine im Buch, viele andere Bilder treten hinzu, bis deutlich wird, dass die Möglichkeit, sich in Metaphern auszudrücken und mit diesen den „inneren Fluss“ wieder anzuregen, auf den Weg zu bringen und damit eine Entwicklung mit einem prägnanten Bild tief im Klienten zu verankern (und wirken zu lassen) fast grenzenlos nutzbar ist.

Gerade weil eine sehr eingängige Form der „indirekten Kommunikation“ damit in den Raum tritt, die dem Klienten das offene und angstfreie Betrachten ermöglicht, ohne sich durch zu direkte „Ansprache“ her bedrängt zu fühlen. Und weiterhin, wenn das Bild individuell genau passend gefunden wurde, dieses auch aus sich selbst heraus in je bestimmte Richtungen hinwirkt, Kräfte freisetzt und eine Fokussierung bestens ermöglicht.

So erreicht Casula ihre beiden Ziele für ihr Werk spielerisch und umfassend, auch wenn es einer gewissen Grundkenntnis der Arbeit mit Bildern bedarf und auch wenn die sprachliche Darlegung teils auch Konzentration erfordert.

Einerseits erhält der Leser eine „Schulung“ in den sprachlichen und didaktischen Hintergründen der Arbeit mit Metaphern und Bildern und erlernt, wie man für die Therapie nützliche Bilder und Metaphern konstruieren kann.

Und zudem erhält man als Leser eine Vielzahl von Geschichten, modellhaften Beispielen, umgehend nutzbares Arbeitsmaterial, was ebenfalls die Methode schon in ihrer Wirksamkeit dahingehend zeigt, dass beim Leser eigene Dynamiken ausgelöst werden und umgehend die angebotenen Beispiele innerlich aufgegriffen, weitergedacht, in die eigene Arbeit integriert werden.

Eine sehr empfehlenswerte Lektüre für eine sehr wirksame und anregende Methode in Therapie und Beratung jedweden Themas.


Rezensent: M.Lehmann-Pape