Jeder kennt das Phänomen: Warum weise ich in Zeiten schweren körperlichen oder seelischen Stresses eine erhöhte Infektanfälligkeit auf, während ich in Zeiten emotionaler Hochstimmung unbeschadet einen feuchten Novembertag inmitten verschnupfter U-Bahnmitfahrer überstehe?
Man fragt sich oft, ob eine Emotion eigentlich Ursache oder Folge einer Krankheit sein kann? Krankheiten, die als komplexes Geschehen verstanden werden können, das Geist, Gefühl und Körper betrifft sind Thema des neu hinzugekommenen Kapitels zur emotionalen Dimension von Gesundheit und Krankheit in dieser 2. Auflage "Emotionen". Am Beispiel eines an schweren Asthmaanfällen Erkrankten wird sichtbar, wie gefährlich eine monokausale Sichtweise auch sein kann. Daß der Erkrankte zu Zeiten starker emotionaler Erregung und erhöhten Stresses auch eine Erhöhung schwerer Anfälle erdulden muß ist die eine Dimension. Die andere ist, daß auch die sich auf das Immunsystem positiv auswirkendensozialen Beziehungen (Familie, Freunde) nicht die hyperallergische Komponente unterbewerten darf, was sich bei z.B. einem allergischen Schock, weil eine hohe Allergie gegen Pferdehaare besteht, tödlich auswirken kann.
Zusammenhänge somatischer und psychischer Faktoren und eine individuell unterschiedliche Gewichtung können letzendlich ein und dasselbe bewirken - den Anfall. Das Kapitel stellt unterschiedlich orientierte Krankheitsmodelle mit Hilfe von Fallbeispielen vor und gewährt einen adäquaten Zugang dazu, welche Rolle Emotionen hier haben.

Egal, ob man sich mit klassischen Gefühlen wie Angst, Furcht, Panik oder Gefühlsdimensionen wie Scham und Schuldgefühl beschäftigen möchte oder muß:
das Buch stellt alle Emotionen auf unterschiedlichen Ebenen vor. Über die Ebenen der Biologie und Neurophysiologie hinaus werden Emotionen in ihrer Verbindung mit sozialen, fämiliären und kulturellen Bedeutungen gesehen und mit immerwiederkehrenden Symbolen und Multiple-Choice-Tests am Ende jedes Kapitels dargestellt. Einen hohen Aufforderungscharakter, sich mit den jeweiligen Kapiteln auseinanderzusetzen erhält dieses didaktisch konzipierte Lehrbuch durch die Tests, die das eigene Verständnis überprüfen und im Gegensatz zu einer kurzen prägnanten Abhandlung eines Gefühls durch das Nachschlagen in vielen aktuellen Werken fällt die Einfindung in die Wissenschaft der Emotionspsychologie leichter.

Mit sowohl wissenschaftlich- als auch fallbeispielorientierten Texten spricht dieses, die aktuelle Literatur rezipierende, Lehrbuch Interessierte zum Eigenstudium an und kann vorlesungs- und seminarbegleitend StudentInnen zu psychologischen Veranstaltungen nutzvoll sein mit Ausrichtung auf die in sozialen und therapeutischen Berufen Tätigen.
Das kommentierte Literaturverzeichnis verhilft zur Orientierung bei Vertiefung bestimmter Themen.

Erschienen im UTB / Reinhardt Verlag.

Rezension von Claudia Schütte